(ots) - Im deutschen Bildungssystem haben Mädchen und
Frauen in den letzten Jahrzehnten viel erreicht. Sie haben die
besseren Schulabschlüsse und sind für das Berufsleben mindestens so
gut qualifiziert wie Männer. Nur am Arbeitsmarkt scheint sich die
Gleichstellung nicht durchzusetzen. Am konjunkturellen Aufschwung und
der anziehenden Arbeitskräftenachfrage der letzten Monate konnten
eher die Männer partizipieren. Im Vergleich zum Vorjahr sank die
Arbeitslosigkeit der Männer um 11,5 Prozent, die der Frauen um 5,6
Prozent, was auch damit zusammenhängt, dass Frauen in eher
konjunkturunabhängigen Branchen arbeiten, dort aber öfter in
Teilzeit, seltener in Führungspositionen und mit geringeren Löhnen
als Männer. Frauen sind häufiger langzeitarbeitslos und tragen damit
im Geschlechtervergleich das höhere Verbleibsrisiko in
Arbeitslosigkeit. Fast 70 Prozent aller arbeitsuchenden Frauen sind
in der Grundsicherung.
Frauen bilden eine gut qualifizierte Reserve für den Arbeitsmarkt.
"Eine Reservebank können wir uns am Arbeitsmarkt aber nicht leisten.
Fachkräfte werden bereits heute händeringend gesucht, offene Stellen
können nicht besetzt werden - auch in klassischen Frauenberufen, wie
zum Beispiel im Gesundheitswesen", so Heinrich Alt, Vorstand
Grundsicherung der Bundesagentur für Arbeit. Dass sich die Situation
für Frauen bessern wird, ist aber fast sicher. "Frauen haben einen
starken Verbündeten, den demografischen Wandel. Wir werden älter und
weniger. Die Arbeit bleibt, aber die Arbeitskräfte gehen aus. Umso
dringender müssen wir den Blick auf diejenigen richten, die bisher
zum Teil am Rande des Arbeitsmarktes standen", appelliert Alt. Das
sind zum Beispiel gut qualifizierte und motivierte Frauen, die gerne
arbeiten würden, aber denen wegen familiärer Rahmenbedingungen der
Zugang in die Arbeitsgesellschaft bislang nicht möglich war. Gerade
Alleinerziehende haben es schwer. "Es ist gut, dass die
Kinderbetreuung ausgebaut wird, aber es muss deutlich mehr getan
werden. Ãœber 60 Prozent der arbeitsuchenden Frauen kommen aus dem
Einzelhandel, aus Gesundheits- und Pflegeberufen oder aus dem Hotel-
und Gaststättengewerbe. Alles Bereiche mit Arbeitszeiten, die
klassische Kinderbetreuungszeiten nicht abdecken. Solange eine
Alleinerziehende in Randzeiten oder am Wochenende keine Möglichkeit
zur Kinderbetreuung hat, wird sich an der persönlichen Situation
nicht viel ändern."
Neben den Kinderbetreuungsangeboten sind in der Wirtschaft aber
auch kluge Modelle und Ideen gefragt, um Beruf und Familie zu
verbinden. "Langfristig denkende Personalverantwortliche haben längst
die Zeichen der Zeit erkannt und investieren in familienfreundliche
und familienbewusste Arbeitsbedingungen. Aber es sind noch zu wenige.
In Deutschland sind derzeit rund 5,6 Millionen Frauen nicht
erwerbstätig, davon wollen aber zwei Millionen wieder berufstätig
sein, über die Hälfte mit mittlerer bis hoher Qualifikation. Diese
Schätze müssen gehoben werden. Frauen sind und werden für Unternehmen
unentbehrlich."
Informationen zum Hörfunkservice der Bundesagentur für Arbeit
finden Sie im Internet unter www.ba-audio.de.
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