PresseKat - Umfangreiche Befragung unter Malteser Rettungsfachpersonal in NRW Immer häufiger Behinderungen und

Umfangreiche Befragung unter Malteser Rettungsfachpersonal in NRW

Immer häufiger Behinderungen und Angriffe bei Rettungseinsätzen

ID: 370940

(ots) - Rettungskräfte werden bei ihren Einsätzen immer
häufiger behindert: Beschimpfungen und Rangeleien erleben die
Sanitäter fast täglich. Angriffe aggressiver oder betrunkener
Menschen gefährden die oftmals lebensrettende Arbeit. Das sind die
Ergebnisse einer Studie der Ruhr-Universität Bochum, die die Malteser
in Nordrhein-Westfalen in Auftrag gegeben haben. An der Befragung
beteiligten sich 265 Mitarbeiter des Malteser Hilfsdienstes aus 21
Rettungswachen in Nordrhein-Westfalen. Die Studie dient den Maltesern
zur Analyse der Arbeitsbedingungen ihrer Rettungskräfte. Ziel soll
eine bessere Vorbereitung auf den Einsatz sein.

Die schwierige Arbeit in sozialen Brennpunkten, am Rande von
Demonstrationen, Fußballspielen oder Ausschreitungen sowie das
berufliche Miterleben häuslicher Gewalt werde zunehmend für die
Rettungskräfte zu einer Gefahr, so die Autoren der Studie. Die Zahlen
sind nicht repräsentativ, geben jedoch nach Ansicht der Malteser
deutliche Hinweise auf das Problem. Behinderungen und Beleidigungen
werden von 90 Prozent der Rettungskräfte als Alltagserfahrungen
beschrieben. Tätliche Angriffe wären dagegen deutlich seltener.
Immerhin geben 63 Prozent aller Antwortenden an, schon einmal tätlich
angegriffen worden zu sein. Sie gehörten damit zu den Erfahrungen,
die die meisten Rettungskräfte im Lauf ihrer Berufstätigkeit machen
müssten.

Ferner zeigten sich deutliche regionale Unterschiede: Angriffe
seien besonders ein Problem der Großstädte. Unabhängig von der
eigenen Betroffenheit würde Gewalt gegen Rettungskräfte mit großer
Mehrheit als wichtiges Problem angesehen. Der vorherrschende Eindruck
sei, dass sowohl Behinderungen und Beleidigungen als auch tätliche
Angriffe in den vergangenen drei Jahren zugenommen hätten. Tätliche
Angriffe gingen vor allem vom Patienten selbst aus. Bedrohungen




gingen dagegen in der Regel vom Umfeld des Patienten oder von anderen
Beteiligten aus, Angriffe seien von dieser Personengruppe eher
selten.

Auch wenn es bei der Bedrohung durch Beteiligte selten zu
Angriffen käme, seien solche Erfahrungen nicht zu unterschätzen, so
die Studie. Sie riefen intensive Angst und erlebte Hilflosigkeit
unter den Rettungskräften hervor und könnten langfristige Belastungen
zur Folge haben. Diese Situationen werden laut der Befragung fast
ausschließlich aus dem Ballungsräumen berichtet.

Als bedrohlich empfinden viele Rettungskräfte solche Einsätze, in
denen das Umfeld der Patienten die Einsatzmaßnahmen nicht versteht.
Mangelnde Sprachkenntnisse und unterschiedliche kulturelle
Hintergründe können für Befremden und Missverständnisse sorgen. Das
könne sich zu einem unberechenbaren Umfeld des Patienten entwickeln.
Gründe können laut Studie sein, dass die Bedingungen eines
Rettungseinsatzes in der Regel schnelles und intensives Eingreifen
beim Patienten verlangen und wenig Raum für die Kommunikation mit
Angehörigen oder Freunden ließen.

Gewalt- und Angsterfahrungen im Rettungsdienst bedeuteten
psychologisch den Verlust von Handlungskontrolle. Demgemäß wurden von
den Rettungskräften bevorzugt Maßnahmen gewünscht, die dazu dienten,
die bedrohte Handlungskontrolle wiederherzustellen, beispielsweise
durch Deeskalationstrainings. Die Deeskalationstrainings sollten laut
Studie stärker die Kommunikation mit dem Umfeld des Patienten
(Angehörige, Freunde etc.) in den Mittelpunkt stellen.

Die Malteser planen, Fortbildungen und Trainings auf die typischen
Gefahrensituationen zuzuschneiden. Zudem will die Organisation
prüfen, ob Sprachkurse, ein höherer Anteil von Rettungskräften mit
Migrationshintergrund oder andere Maßnahmen geeignet sind, die
Kommunikation mit dem Umfeld zu verbessern.

Achtung Redaktionen:

Dr. Wolfgang Braun, Betriebsarzt der Malteser in NRW, steht für
Interviews zur Verfügung. Kontakt über Kai Vogelmann, Malteser
Pressesprecher NRW, Tel. 0171-5443310.

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Dr. Claudia Kaminski
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Datum: 21.03.2011 - 13:11 Uhr
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