(ots) - Die wirtschaftliche Bedeutung des europäischen
Kulturerbes und Erhaltungsstrategien für umweltgeschädigte
Kulturgüter mithilfe neuester Forschungsergebnisse standen im
Mittelpunkt einer von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU)
organisierten internationalen Konferenz, die heute in Brüssel im
Ausschuss der Regionen stattfand. 150 Experten aus 14 europäischen
Ländern tauschten sich in dem von der Europäischen Kommission
unterstützten Projekt NET-HERITAGE über optimale Rahmenbedingungen
für die Förderung aus - darunter Dr. Mechthild Rössler von der
UNESCO, die Generalsekretärin des Denkmalschutzverbandes EUROPA
NOSTRA, Sneska Quadvlieg-Mihailovic und der Umweltminister von
Slowenien, Roko Zarnic. Mit ihrem Engagement vertritt die DBU die
deutsche Fachöffentlichkeit im Kulturgüterschutz. Seit ihrer Gründung
1991 förderte die Stiftung hier mehr als 700 Projekte mit rund 125
Millionen Euro.
Zu den von der DBU finanzierten Projekten gehört auch der Kölner
Dom, den jährlich etwa sechs Millionen Menschen besuchen. Hier
fördert die DBU ein Modellprojekt zum Erhalt von Glasfenstern mit
rund 120.000 Euro. "Damit die wirtschaftlichen Potenziale des
kulturellen Erbes genutzt werden können, sind innovative
Erhaltungsstrategien aus der Wissenschaft unabdingbar", sagt Lutz
Töpfer, Leiter des Referats Umwelt und Kulturgüter der DBU.
Risse in den Glasfenstern am Kölner Dom bezeugten, wie sehr
Kulturgüter Umweltschäden ausgesetzt seien. Mit Schwefeldioxid
belastete Luft und hohe Luftfeuchtigkeit hätten die Glasmalereien an
den Fenstern des Welter-Zyklus aus dem 19. Jahrhundert stark
beschädigt. Experten stellten heute in Brüssel neue Verfahren zur
Behandlung derart geschädigter Gläser vor: Stabilisierung durch
innovative Glasfaservliese oder das Auftragen eines neuen
Konservierungsmittels, das vom Fraunhofer-Institut für
Silicatforschung ISC entwickelt wurde. "Wir konnten beobachten, wie
das Mittel die feinen Glasbrüche auffüllt und sie unsichtbar werden",
berichtet Katrin Wittstadt vom Fraunhofer ISC. Weitere Anwendungen
des Mittels seien für das Gotische Haus in Wörlitz und die
Peterskirche in Leipzig denkbar - aber auch europaweit, wie etwa an
neugotischen Glasmalereien in England. Angesichts gemeinsamer
Fragestellungen liege es auf der Hand, dass eine bessere Vernetzung
in der europäischen Kulturerbeforschung notwendig sei, betonte
Töpfer. So seien in das Projekt am Kölner Dom auch Ergebnisse des
EU-Projekts CONSTGLASS einbezogen worden.
Aber auch Vertreter aus mittelständischen Unternehmen wie die
deutsche ConsolidaS Kunst und Kulturgut GmbH oder der spanische SIT
Transportes Internacionales berichteten in der Konferenz über ihr
Interesse an einem Austausch über innovative Verfahren und Produkte.
Europaweit habe sich der Kulturgüterschutz zu einem wichtigen
Arbeitsfeld für zahlreiche Kleinbetriebe herausgebildet, die sich
durch Spezialwissen auszeichneten, so Töpfer. Dass auch Europas
Kommunen und Regionen das Thema eines nachhaltigen
Kulturguterschutzes ernst nähmen, zeigten Beispiele aus der
spanischen Stadt Avila und der südfranzöischen Region
Provence-Alpes-Cotes d'Azur. In Deutschland verantworten die
Landesdenkmalämter die Erhaltung und Pflege des Kulturerbes.
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