(ots) - In der Nähe des Brennelementelagers Jülich gibt es
seit 1993 einen ansteigenden Jungenanteil bei den Geburten. Um den
Hochtemperaturreaktor Hamm-Uentrop gab es von 1983 bis 1990 ebenfalls
einen erhöhten Jungenanteil bei den Geburten im Vergleich zu den
restlichen Jahren von 1980 bis 2009. Das stellt der Forscher Dr.
Hagen Scherb vom Helmholtz Zentrum München in der
WDR-Wirtschaftssendung "markt" fest.
Scherb und zwei weitere Forscher (Dipl. Ing. Ralf Kusmierz, Dr.
Kristina Voigt) hatten Ende 2010 herausgefunden, dass nach der
Katastrophe in Tschernobyl, aber auch im laufenden Betrieb von AKWs
in Deutschland und in der Schweiz insgesamt weniger Geburten zu
bemerken sind. Darunter vor allem Mädchengeburten.
"Im Rahmen der Untersuchungen des
Geburtengeschlechterverhältnisses um Nuklearanlagen in der Schweiz
und in Deutschland zeigte es sich, dass es auch in NRW weniger
Mädchengeburten bzw. Geburten in der Nähe von laufenden, bzw.
stillgelegten Anlagen gab und zwar im Umkreis von jeweils 35 km", so
Scherb.
Aus den Berechnungen ergibt sich, dass im Umkreis der deutschen
Atomanlagen um die 15.000 Kinder weniger geboren wurden, als sich
statistisch erwarten ließe. Die Veränderung des
Geschlechterverhältnisses zu Ungunsten der Mädchen könnte auf eine
Schädigung des Erbguts durch die ionisierende Strahlung hinweisen,
die von Atomkraftwerken abgegeben wird.
Die Studie gilt als vorläufig und ist noch nicht abgeschlossen.
Auf Bitten der Redaktion "markt" im WDR Fernsehen beleuchtete Dr.
Hagen Scherb auch die Nuklearstandorte in NRW. So beim THTR in
Hamm-Uentrop, der Aufbereitungsanlage in Gronau und im naheliegenden
Zwischenlager Ahaus, in der Nähe des Forschungsreaktors Jülich. Die
Ergebnisse sind insofern brisant, als dass es hier um Auswirkungen
von niedriger Bestrahlung geht, und es dazu bislang wenige
Erkenntnisse gibt. Bekanntlich aber kann auch Niedrigstrahlung zu
genetischen Veränderungen führen.
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WDR Fernsehen: Markt - Montag, 11.4.2011, 21.00 Uhr
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