(ots) - 15. April 2011 - Moderne Smartphones steigern die
Lebensqualität chronisch Kranker. Wie die Zeitschrift P.M. MAGAZIN in
ihrer Mai-Ausgabe (ab heute im Handel) berichtet, bescheren die
Geräte nicht nur unterhaltsame Spiele und Spaßprogramme, sondern
neuerdings auch Applikationen, kurz Apps genannt, die Leben retten
können.
Dutzende speziell auf Diabetiker zugeschnittene Apps befinden sich
in der Entwicklung oder sind bereits auf dem Markt. So erscheint in
den nächsten Wochen das mobile Gesundheitssystem "Diabetes Manager",
das in den USA bereits klinisch getestet und zugelassen ist. Die App
wird zum persönlichen Doktor des Patienten: Sie speichert die
Blutzuckerwerte in einer Datenbank, sagt, wann und in welcher
Dosierung ein Medikament einzunehmen ist, und gibt je nach
Gesundheitszustand spezielle Anweisungen, um einen Insulin-Schock zu
vermeiden.
In einem Forschungsprogramm der Uni-Klinik Essen wird zurzeit die
iPhone-App "iNephro" getestet. Sie soll vor allem bei chronisch
Kranken die regelmäßige Einnahme der Tabletten unterstützen. Der
Patient erstellt mithilfe seines iPhones, des weltweit
meistverkauften Smartphones, einen Einnahmeplan. Das Handy schlägt
zum richtigen Zeitpunkt lautstark Alarm: "Jetzt musst du wieder deine
Pille einnehmen!" Aber moderne Apps leisten künftig noch mehr:
Diabetiker können ihre Blutzuckerwerte vom Messgerät via Bluetooth in
ein vom Arzt einsehbares Online-Tagebuch einstellen. So entfallen
zeitraubende, teure stationäre Untersuchungen. Der Arzt überwacht via
Internet den Gesundheitszustand des Patienten und kann gegebenenfalls
per Fernsprechstunde eingreifen. Man spricht in diesem Zusammenhang
von Telemedizin.
Der Präsident des Bundesverbandes Informationswirtschaft,
Telekommunikation und neue Medien (BITKOM), August-Wilhelm Scheer,
ist sicher: "Spezielle Gesundheits-Apps eignen sich hervorragend zur
Übertragung und Speicherung individueller Patientendaten und können
den Gang in die Arztpraxis oft überflüssig machen. Die mobilen
Gesundheitslösungen können helfen, den dramatischen Kostenanstieg im
Gesundheitswesen abzufedern."
Die medizinischen Apps stehen allerdings schon in der Kritik. Es
fehlt bei der neuen Technologie ein gemeinsamer Standard. Was
weltweit Hunderte von App-Entwicklern basteln, passt aufgrund
unterschiedlicher Systeme nicht immer zusammen. Die größere Gefahr
sehen die Kritiker aber im Datenschutz. Da die ermittelten Bio-Daten
kabellos und unverschlüsselt ans Handy gesendet werden, sind sie vor
dem Zugriff Dritter nicht sicher. Kritiker befürchten, dass der
Patient "gläsern" wird: Die Daten ermöglichen nicht nur
Krankenkassen, sondern vielleicht auch dem Staat, ein genaues Profil
vom Bürger zu erstellen - über seine sportlichen Aktivitäten, seine
Essgewohnheiten, seinen Alkoholkonsum, seine Fettleibigkeit und seine
sexuellen Kontakte.
Im Internet malen satirische Zeitgenossen die Orwell'sche Zukunft
bereits schlagzeilenartig aus: "Krankenkasse stellt Behandlung ein,
weil Tabletteneinnahme dreimal vergessen wurde" oder "Pizzadienst
verweigert Lieferung - der Cholesterinwert ist zu hoch."
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