(ots) -
- Erfreuliche Entwicklung im Privat- und
Unternehmenskundengeschäft sowie deutliche Entlastung bei der
Risikovorsorge -
- Bewertungsverluste insbesondere bei Staatenrisiken belasten
Ergebnis erneut stark -
- IFRS-Konzernfehlbetrag nach Steuern von 347 Millionen Euro -
- Positives HGB-Ergebnis ermöglicht Teilaufholung bei Stillen
Einlagen und Genussscheinen -
- Restrukturierung, Kosteneinsparungen und Abbau von Risikoaktiva
werden konsequent fortgesetzt -
Das Geschäftsjahr 2010 der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) war
von gegenläufigen Effekten geprägt: Starke Erträge im Privat- und
Unternehmenskundengeschäft sowie ein deutlicher Rückgang der
Risikovorsorge aufgrund der konjunkturellen Erholung stehen hohen
stichtagsbezogenen Bewertungsbelastungen auf Grund der
EU-Staatenkrise gegenüber. Insgesamt hat die LBBW das Jahr 2010 mit
einem Konzernjahresfehlbetrag nach Steuern von 347 Millionen Euro
nach IFRS abgeschlossen. "Die erfreuliche Entwicklung im Geschäft mit
Privat- und Unternehmenskunden sowie die Erfolge bei der
Neuausrichtung des Konzerns hin zu einem effizienten,
kundenorientierten Finanzdienstleister bestärken uns in unserer
Arbeit", sagte LBBW-Vorstandsvorsitzender Hans-Jörg Vetter bei der
heutigen Präsentation des Jahresabschlusses und ergänzte: "Dennoch
müssen wir, um unsere Kosten sowie die Risiken hoher
Bewertungsverluste zu minimieren, die Restrukturierung unseres Hauses
und den Abbau des Kreditersatzgeschäfts weiter konsequent
vorantreiben."
Im vergangenen Jahr hat die LBBW ihr tragfähiges Fundament weiter
gestärkt: In einem anspruchsvollen Marktumfeld wurde das Geschäft mit
Privat- und Unternehmenskunden erneut ausgebaut und dadurch die
Ertragsbasis gefestigt. Die LBBW wird ihr konsequent
kundenorientiertes Geschäftsmodell weiterverfolgen. "Dass der
eingeschlagene Weg und die dahinterstehende Strategie richtig sind,
zeigen die soliden Erträge und die positiven Entwicklungen im
Kundengeschäft. Kern unserer Strategie bleibt unverändert das
Geschäft mit Privatkunden, Unternehmenskunden, institutionellen
Kunden und Sparkassen", erklärte Vetter.
Gleichzeitig konnten durch die Umsetzung von
Restrukturierungsmaßnahmen Kosteneinsparungen realisiert werden.
Darüber hinaus wurden die Risiken durch den Abbau des
Kreditersatzgeschäfts, das komplett zurückgeführt werden soll, weiter
stark reduziert. Die gesamten Risikoaktiva sanken 2010 von 154
Milliarden Euro auf 121 Milliarden Euro. Dadurch konnte die
Kernkapitalquote zum Jahresende auf 11,4 Prozent gesteigert werden
(Vorjahr: 9,8 Prozent). Die Gesamtkennziffer erhöhte sich von 13,3
Prozent im Vorjahr auf 15,3 Prozent. Die LBBW verfügt damit über eine
sehr solide Kapitalausstattung.
Im HGB-Einzelabschluss, der die hohen Schwankungen an den
Finanzmärkten weitaus weniger stark als der IFRS-Abschluss abbildet,
hat die LBBW einen Jahresüberschuss nach Steuern von 284 Millionen
Euro erzielt. Aufgrund dieses positiven Ergebnisses wird es zu einer
Teilauffüllung der im vergangenen Jahr um rund 11,3 Prozent
herabgesetzten Genussscheine und Stillen Einlagen kommen. Dies führt
zu einer Auffüllung um rund 4,5 Prozentpunkte auf gut 93,2 Prozent
des Nennwerts.
Ergebnis- und Bilanzzahlen 2010 im Ãœberblick
Das Zinsergebnis bleibt die wichtigste Ertragsäule der Bank. Trotz
solider Zinserträge aus dem Kundengeschäft und einer günstigeren
Liquiditätsbeschaffung verringerte es sich im Vergleich zum Vorjahr
um 615 Millionen Euro auf 2,163 Milliarden Euro. Hier schlägt sich
zum einen der konsequente Abbau der Risikoaktiva im Zuge der
Restrukturierungsmaßnahmen nieder. Zum anderen profitierte das
Zinsergebnis der LBBW im Jahr 2009 von positiven Sondereffekten im
Zusammenhang mit der Nichtbedienung der Stillen Einlagen und
Genussscheine, die 2010 so nicht mehr angefallen sind. Unter IFRS war
2010 das Zinsergebnis mit 343 Millionen Euro belastet, während im
Vorjahr ein leicht positiver Effekt zu verzeichnen war.
Im Vergleich zum Vorjahr konnte die Kreditrisikovorsorge aufgrund
der konjunkturellen Erholung und der damit deutlich besseren
Risikolage im Firmenkundengeschäft stark zurückgeführt werden. Sie
sank - auch unter Beibehaltung der konservativen Risikopolitik der
LBBW - um knapp 70 Prozent von 1,527 Milliarden Euro auf 471
Millionen Euro.
Erwartungsgemäß konnte das Provisionsergebnis den guten
Vorjahreswert nicht erreichen. Dieser war durch Einmaleffekte aus
Einzeltransaktionen stark positiv geprägt. Es verringerte sich 2010
um 184 Millionen Euro auf 630 Millionen Euro.
Im Handelsergebnis zeigten sich 2010 hohe Belastungen in Folge der
europäischen Staatenkrise. Spreadausweitungen in allen Credit-Klassen
riefen deutliche Bewertungsverluste hervor, die zu einem negativen
Handelsergebnis von minus 629 Millionen Euro führten (Vorjahreswert:
748 Millionen Euro). So musste die LBBW zum Stichtag 31. Dezember
2010 rund 700 Millionen Euro Bewertungsverluste insbesondere aus
Staatsrisiken vor allem bei Kreditausfallversicherungen innerhalb des
Credit Investment Portfolios (CIP) ausweisen.
Das sonstige betriebliche Ergebnis lag mit 163 Millionen Euro
deutlich über dem Vorjahreswert von minus 217 Millionen Euro, der
jedoch stark durch Abschreibungen auf Projektentwicklungen der
Tochtergesellschaft LBBW Immobilien GmbH geprägt war.
Die Verwaltungsaufwendungen konnten durch die konsequent
vorangetriebene Restrukturierung um nahezu acht Prozent auf 1,764
Milliarden Euro gesenkt werden. Zum einen konnten die Personalkosten,
basierend auf dem planmäßigen Personalabbau, reduziert werden. Der
LBBW-Konzern zählte zum Jahresende 2010 insgesamt 13.061
Beschäftigte, 569 weniger als ein Jahr zuvor. Darüber hinaus konnten
auch bei den Sachkosten durch eine Verringerung der IT-Kosten sowie
der Rechts- und Beratungsdienstleistungen Einsparungen realisiert
werden. Weitere Entlastungen ergaben sich durch geringere
Abschreibungen und Einsparungseffekte bei den Beteiligungen - sowohl
durch den Verkauf von Beteiligungen als auch durch Kostensenkungen
bei den verbleibenden Beteiligungen.
Das Finanzanlageergebnis verbesserte sich gegenüber dem Vorjahr um
755 Millionen Euro auf 22 Millionen Euro. Diese signifikante
Steigerung lässt sich vor allem auf Wertaufholungen bei Anleihen und
strukturierten Wertpapieren in Folge der allgemeinen Erholung auf den
Finanz¬märkten zurückführen.
Im Zuge des Konzernumbaus fielen Restrukturierungskosten in Höhe
von 67 Millionen Euro (Vorjahr: 368 Millionen Euro) an. Die Kosten
für die Risikoabschirmung durch das Land Baden-Württemberg beliefen
sich auf insgesamt 336 Millionen Euro. Davon wurden 306 Millionen
Euro im Posten Garantieprovision Land Baden-Württemberg, der Rest im
Zinsergebnis gebucht.
Das Konzernergebnis vor Steuern lag bei minus 317 Millionen Euro
nach einem Verlust von 1,214 Milliarden Euro im Vorjahr. Nach Abzug
der Ertragssteuern in Höhe von 30 Millionen Euro ergab sich zum 31.
Dezember 2010 für die LBBW ein Konzernjahresfehlbetrag von 347
Millionen Euro, der sich gegenüber dem Vorjahresergebnis (minus 1,482
Milliarden Euro) um knapp 77 Prozent verringerte.
Die Konzernbilanzsumme sank gemäß den Zusagen aus dem
Restrukturierungsplan erneut deutlich. Sie wurde um rund neun Prozent
von 412 Milliarden Euro auf 374 Milliarden Euro reduziert. Ein
Großteil davon stammt aus dem Abbau des Credit Investment Portfolios
sowie aus der Reduzierung des Interbankengeschäfts.
Operative Segmente mit markantem Ergebniszuwachs
Das operative Ergebnis der drei operativen Segmente der LBBW
(Corporates, Retail Clients und Financial Markets) hat sich im
vergangenen Jahr insgesamt markant gesteigert. Es belief sich auf 1,3
Milliarden Euro nach rund 800 Millionen Euro im Vorjahr. "Hier zeigt
sich die Tragfähigkeit des kundenorientierten Geschäftsmodells der
LBBW und ihrer regionalen Kundenbanken, Baden-Württembergische Bank
(BW-Bank), Rheinland-Pfalz Bank und Sachsen Bank", sagte Vetter.
Den stärksten Zuwachs verzeichnete 2010 das Segment Corporates, in
dem das Unternehmenskundengeschäft des Konzerns gebündelt ist. Das
operative Ergebnis des Segments zeigte ein Wachstum von 785 Millionen
Euro auf 902 Millionen Euro. Die operativen Erträge lagen mit 2,104
Milliarden Euro leicht über dem Vorjahreswert (2,101 Milliarden
Euro). Dabei konnte der Rückgang des Provisionsergebnisses gegenüber
dem von Einmaltransaktionen geprägten Vorjahr durch positive
Entwicklungen im Finanzierungs- und Einlagengeschäft ausgeglichen
werden. Hierbei konnte die LBBW über nahezu die gesamte
Produktpalette zulegen - von Provisionen für Syndizierungen und
Strukturierungen für Finanzierungen bis hin zum Zins- und
Währungsmanagement. Entlastet wurde das Ergebnis 2010 durch den mehr
als halbierten Risikovorsorgebedarf, da die konjunkturelle Erholung
die Bonität vieler Unternehmen deutlich verbessert hat. Die
Kreditvergabe an mittelständische Unternehmen blieb gegenüber dem
Vorjahr stabil.
Auch das operative Ergebnis des Segments Retail Clients hat 2010
stark zugelegt. Es hat sich von 64 Millionen Euro auf 123 Millionen
Euro fast verdoppelt. Basis dafür war die Steigerung der operativen
Erträge auf 634 Millionen Euro (Vorjahr: 608 Millionen Euro) unter
anderem durch ein Volumenwachstum im Einlagengeschäft. Auch der 2008
innerhalb der BW-Bank etablierte Geschäftsbereich Wealth Management
konnte erneut zulegen. Das verwaltete Vermögen hat sich 2010 um 28
Prozent auf rund 4,2 Milliarden Euro erhöht. Damit gehört die BW-Bank
auf diesem Gebiet zu den führenden Anbietern in Baden-Württemberg.
Positiv wirkten zudem eine deutlich gesunkene Risikovorsorge sowie
die leicht unter dem Vorjahreswert liegenden Verwaltungsaufwendungen.
Bedingt durch die allgemeine Marktzurückhaltung, sich wieder
normalisierende Erträge im Geldmarktgeschäft sowie einen Rückgang im
Eigenhandel lag das operative Ergebnis des Segments Financial Markets
erwartungsgemäß deutlich unter dem außergewöhnlich guten
Vorjahreswert. Hinzu kam, dass sich durch den deutlichen Abbau von
Risikoaktiva auch die Ertragsmöglichkeiten ohnehin reduziert haben.
Das kundenorientierte Finanzmarktgeschäft, also der Vertrieb von
Finanzprodukten an Unternehmen, Sparkassen und institutionelle Kunden
verlief dagegen ordentlich. Insgesamt verringerten sich die
operativen Erträge des Segments von knapp 1,1 Milliarden Euro auf 645
Millionen Euro. Nach Abzug der leicht reduzierten
Verwaltungsaufwendungen ergab sich ein operatives Ergebnis von 290
Millionen Euro (Vorjahr: 619 Millionen Euro).
Das Ergebnis im Segment Credit Investment Portfolio
(CIP)/Treasury, das im Wesentlichen das konzernweite
Kreditersatzgeschäft umfasst, welches künftig nicht mehr zum
Geschäftsmodell der LBBW gehören wird, wurde maßgeblich von den
massiven Spreadausweitungen auf staatliche Kreditrisiken geprägt. Im
Vorjahresergebnis wurden hier marktbedingt noch deutliche
Bewertungsgewinne ausgewiesen. Zudem ergab sich durch den Abbau des
Kreditersatzgeschäftsportfolios ein deutlicher Rückgang des
Zinsergebnisses.
Restrukturierung greift und wird weiter vorangetrieben
Die Umsetzung der Restrukturierung wurde 2010 entschlossen
vorangetrieben. So wurde das CIP, dessen Volumen Ende 2008 bei rund
95 Milliarden Euro lag, im vergangenen Jahr erneut deutlich stärker
als geplant zurückgeführt - und zwar um weitere 20 Milliarden Euro
auf 54 Milliarden Euro.
Bei den Maßnahmen zur Kostensenkung liegt die LBBW auf Kurs,
sowohl bei den Sach- als auch den Personalkosten. Der bis 2013
geplante Abbau von 2.500 Stellen verläuft - mittels freiwilliger
Angebote wie Abfindungs-, Vorruhestands- oder Altersteilzeitverträgen
und der natürlichen Fluktuation - plangemäß. Bislang wurden bereits
Austritte in der Größenordnung von rund 1.250 Vollzeitstellen
vereinbart.
Auch bei der Verkleinerung des Beteiligungsportfolios ist die Bank
auf gutem Weg. Im vergangenen Jahr wurden unter anderem die
US-Tochter LBBW Securities, die LRI Invest und das
Privatkundengeschäft der LBBW Luxemburg veräußert. Darüber hinaus
wurde 2010 der Verkauf der LBBW-Anteile an der Leipziger Strombörse
EEX angestoßen, der zwischenzeitlich fast komplett abgeschlossen ist.
Zudem hat die LBBW im vergangenen Jahr gemäß Restrukturierungsplan
acht ihrer elf europäischen Repräsentanzen geschlossen. Im Sommer
2010 wurden die rechtlichen Grundlagen der Bank - das Gesetz über die
LBBW und deren Satzung - geändert. Damit einher ging eine neue
Gremienstruktur, die derjenigen einer Kapitalgesellschaft angepasst
wurde. So konstituierte sich Anfang November 2010 der Aufsichtsrat,
der den früheren Verwaltungsrat abgelöst hat.
"Wir sind uns bewusst, dass die Doppelbelastung - nah am Kunden
und konsequent in der Restrukturierung zu sein - gerade in diesen
Monaten des Umbruchs für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im
LBBW-Konzern äußerst anspruchsvoll und anstrengend war und weiterhin
sein wird. Doch wenn wir diesen schwierigen Weg gemeistert haben,
wird die LBBW solide, effizient und profitabel für die künftigen
Anforderungen ihrer Kunden sowie der Märkte aufgestellt sein und
zukunftsfähige Arbeitsplätze bieten", sagte Vetter.
Ausblick
Auch im Jahr 2011 wird die LBBW ihr Hauptaugenmerk weiter auf den
Ausbau des Kundengeschäfts und die konsequente Fortführung der
Neuaufstellung des Konzerns legen. Bei der Straffung ihres
Beteiligungsportfolios konnte die LBBW in diesem Jahr bereits einen
weiteren Meilenstein erreichen: Durch die Anfang April getroffene
Einigung zwischen Sparkassen und Landesbanken zur Ãœbernahme der
Deka-Anteile durch den DSGV wird sich die LBBW gemäß des
Restrukturierungsplan von ihren Anteilen trennen. Zudem wird der
Verkauf des Wohnungsbestands der LBBW-Immobilien GmbH vorbereitet.
Darüber hinaus wird momentan ein mögliches Outsourcing des
IT-Bereichs der LBBW in den Sparkassendienstleister Finanz Informatik
sorgfältig geprüft.
Das wirtschaftliche Umfeld - das zeigen die ersten Monate des
Jahres - wird trotz der robusten Konjunktur herausfordernd bleiben,
denn die Lage auf den internationalen Finanzmärkten zeigt sich nach
wie vor noch instabil und krisenanfällig. Daher setzt die LBBW alles
daran, ihre Risikoaktiva und ihr Kreditersatzgeschäftsportfolio
weiter konsequent zurückzufahren.
Für das Jahr 2011 ist die Landesbank Baden-Württemberg insgesamt
zuversichtlich. "Wir sehen einen starken Jahresauftakt im operativen
Geschäft", sagte Vorstandschef Hans-Jörg Vetter. "Daher erwarten wir,
dass die LBBW - sofern es nicht zu neuen, dramatischen Einbrüchen an
den Finanzmärkten kommt - in diesem Jahr sowohl nach IFRS als auch
nach HGB schwarze Zahlen schreiben wird."
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Landesbank Baden-Württemberg (LBBW)
Alexander Braun
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