Wenn Erinnerungen ihren Weg in die Literatur suchen, wenn Zeitgeschichte und die persönliche Vergangenheit nicht in Dokumentationen, Berichten oder Sachbüchern festzuhalten ist, sondern ihren Ausdruck in Erzählungen sucht, wenn Fakten subjektiv Erlebtem gegenüberstehen, dann sind die Ereignisse – auch wenn sie Jahre zurückliegen – immer noch lebendig, da sie Spuren hinterlassen haben, die das Leben heute noch prägen.
(firmenpresse) - Wolf Dietrich Förster leistet mit seiner Roman-Trilogie „Fahrschein nach Punta Arenas“ solch eine literarische Aufarbeitung der Erinnerung.
München, Mitte der Siebziger Jahre:
Was muss noch alles passieren, damit Zofia, polnische Jüdin und Zufallsüberlebende des Holocaust, seit 1961 in Deutschland und zur Zeit Germanistikstudentin, hier eine dauerhafte Lebensperspektive finden kann? Auch, dass ihre gesamte Familie dreißig Jahre vorher umgekommen ist, reicht offenbar nicht – als Vorbedingung legt man ihr die Verehelichung mit einem deutschen Staatsbürger nahe. Als einzig bereitwilligen “Heiratskandidaten“ stößt Zofia auf den acht Jahren jüngeren Musikstudenten Hartmut, der erst kürzlich durch seine Beteiligung an der von Seiten von Studenten initiierten schwulen Emanzipationsbewegung ein etwas gefestigteres Selbstbewusstsein erlangt hat. Was er, naheliegenderweise, vorerst nun besser für sich behält.
Soeben hat er, nach Fehlschlägen und längeren Irrwegen, sein Hauptfachstudium endlich abgeschlossen und soll eine musikwissenschaftliche Doktorarbeit schreiben. Keiner der beiden ahnt, was auf sie zukommt. Zofia macht das Warten während der jahrelangen Behördenprozedur nach und nach nervös und unruhig; Hartmuts Dissertation ist auch nach sieben Jahren Vorbereitungsarbeit nicht fertig. Ebenso wenig die ihre, wenn auch aus ganz anderen Gründen. Doch dreißig Jahre später – Hartmut ist verschollen, Zofia inzwischen verstorben – erscheint ein 700 Seiten starker Band mit dem Untertitel: Eine Statt-Dissertation.
Wer dieses Buch gelesen hat – um so mehr, wenn er sich als problembewusster, für kultur- und zeitgeschichtliche Themen sowie aktuelle gesellschaftsbezogene Fragen aufgeschlossener Zeitgenosse versteht – wird es bestimmt nicht bereuen
„Wie problematisch sich das Leben Hartmuts auch gestalten mag, der Autor und Erfinder dieses Anti-Helden, Wolf Dietrich Förster, selbst ehemaliger Lektor in Bologna und Verona, hat mit dieser Trilogie einen Sieg davon getragen, um den ihn so gar mancher beneiden mag, der in Ermangelung schriftstellerischer Fähigkeiten durch theoretische Auseinandersetzungen mit der Literatur eine Dissertation verfertigt: Förster gelingt es, in diesem hervorragenden, in sehr anspruchsvollem Stil gehaltenen Buch, das den Untertitel „Eine Statt-Dissertation“ trägt, über 700 Seiten des Spannungsbogen zu halten, seinen Leser dabei, gewissermaßen nebenbei, über pianistische Ausbildungsmethoden, über Kultfilme und -bücher der Schwulenbewegung, über musikästhetische Fragen ebenso wie über den bayrischen Beamtenapparat zu informieren, um schließlich immer wieder auf Hartmut zu kommen, dessen Leben all diese unterschiedlichen Themen zusammenhält.“ (www.deutschlektoren.it)
Wolf Dietrich Förster
Fahrschein nach Punta Arenas
Die Reise des deurschen Langzeitstudenten Hartmut S. Eine Statt-Dissertation.
Fouqué Literaturverlag im Frankfurter Literaturverlag GmbH
707 Seiten, Softcover
18,40 €
ISBN 978-3-86548-809-8
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