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- Branche wächst in allen Segmenten und schafft weiterhin Arbeitsplätze
- Zivilluftfahrt und Raumfahrt mit sehr guter Perspektive
- Gute Ergebnisse in der militärischen Luftfahrt überdecken Risiko zukünftigen Stellenabbaus und Verlusts von Technologiekompetenz in Deutschland
RÃœCKBLICk 2010
Die deutsche Luft- und Raumfahrtindustrie, die im Nachlauf der letzten Weltwirtschaftskrise mit eher verhaltenen Aussichten ins Jahr 2010 gestartet war, konnte über das Jahr in allen Segmenten Zuwächse erzielen. Das Wachstum der Gesamtbranche betrug 4,5%, der Gesamtumsatz erreichte mit 24,7 Mrd. Euro einen neuen Branchenhöchstwert (Vorjahr: 23,6 Mrd. Euro). Die BeschäftigtenÂzahlen verzeichneten 2010 ein leichtes Plus von 1,8% und liegen nun bei rund 95.400.
Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung blieben 2010 mit rund 17% des Branchenumsatzes auf dem hohen Niveau der Vorjahre.
Der Exportanteil betrug - gemessen am Umsatz der Gesamtbranche - im verganÂgenen Jahr rund 68% und blieb damit im Vergleich zu 2009 ebenfalls unveränÂdert hoch.
Die Branchensegmente sind trotz des insgesamt guten Ergebnisses unterschiedÂlich zu bewerten. Die Zivilluftfahrt konnte 2010 durch eine Markterholung und steigende Bestell- und Auslieferungszahlen ein erneutes Wachstum erzielen. Stark wachsend zeigte sich 2010 auch die Raumfahrtindustrie, die in zahlreichen ProÂgrammen erfolgreich war. Die Ausrüstungs-, Werkstoff- und KomponentenherÂsteller in der Luftfahrt konnten von einer positiven Marktentwicklung noch nicht im selben Maß profitieren wie die Systemhersteller. Den Triebwerksherstellern gelang es, Verluste in militärischen Geschäftsfeldern teilweise durch das positive Klima im zivilen Marktsegment auszugleichen. In der wehrtechnischen Luft- und Raumfahrt überdeckten gute, teilweise durch Einmaleffekte bedingte Ergebnisse das Risiko eines unmittelbar drohenden Verlusts der Existenzfähigkeit.
BDLI-Präsident Dr. Thomas Enders sagte anlässlich der Präsentation der aktuÂellen Branchenzahlen: "Die deutsche Luft- und Raumfahrtindustrie ist weiterhin ein starker Innovations- und Job-Motor. In der Zivilluftfahrt und Raumfahrt starÂten wir mit guten Perspektiven ins Jahr 2011. Vor der militärischen LuftfahrtinÂdustrie jedoch liegen stürmische Zeiten, da ohne langfristige Konzepte für die Entwicklung, Beschaffung und Nutzung fliegender Waffensysteme der BundesÂwehr in Deutschland ein dauerhafter Verlust von Technologiekompetenz und hochqualifizierten Arbeitsplätzen droht".
ERGEBNISSE NACH TEILBRANCHEN
ZIVILE LUFTFAHRT
Für die nationale Luft- und Raumfahrtindustrie bleibt die zivile Luftfahrt mit rund 65% größter Umsatz- und Beschäftigungsträger. Der Umsatz des SegÂments konnte im Vergleich zum Vorjahr um 3,2% auf ein Volumen von 16,1 Mrd. Euro gesteigert werden.
Die Beschäftigtenzahl blieb mit 62.200 auf Vorjahresniveau. Schwankungen in den Auslastungen führten dazu, dass kaum Stammpersonal aufgebaut wurde.
Nachdem noch 2009 gemäß des Luftverkehrsverbands IATA Negativrekorde in punkto Passagiernachfrage und Frachtgeschäft aufgestellt worden waren, profitierte die zivile Luftfahrtindustrie 2010 von einer globalen Erholung des Luftverkehrs und den damit verbundenen Neubestellungen zahlreicher Airlines.
Mit 510 Flugzeugen, zwölf mehr als 2009, hat Airbus als größter Auftraggeber in der zivilen Sparte der Luftfahrt bereits zum neunten Mal in Folge seine AusÂlieferungen steigern können. Insgesamt 644 Neuaufträge konnte Airbus 2010 für sich verbuchen. Der Airbus-Auftragsbestand bei Verkehrsflugzeugen belief sich Ende 2010 auf insgesamt 3.552 Flugzeuge im Wert von mehr als 480 Mrd. US-Dollar zu Listenpreisen, was sechs Jahren voller Produktionsauslastung entÂspricht.
Auch Helikopterhersteller Eurocopter konnte trotz schwachen zivilen Markts ein Umsatzplus verbuchen. Die Erlöse des Unternehmens kletterten im verÂgangenen Jahr um 6% auf 4,8 Milliarden Euro. Insgesamt wurden 2010 527 Hubschrauber ausgeliefert und 346 Bestellungen im Wert von 4,3 Mrd. Euro verbucht.
Die positive Entwicklung der Systemhersteller übertrug sich jedoch nicht in vollem Maß auf die Zulieferindustrie. Bedingt durch Verschiebungen in der Auslieferung bei A380 und durch Produktionseinbrüche bei Herstellern kleineÂrer Regionalflugzeuge und Business-Jets konnten Teile der Ausrüstungs- und Werkstoffindustrie 2010 noch nicht im selben Maß von der Marktentwicklung profitieren wie die Systemhersteller.
HERAUSFORDERUNGEN UND HANDLUNGSFELDER
"Das Anheben der Produktionsraten bei fast allen Airbus-Programmen soÂwie die Entwicklung und Serienvorbereitung der Programme A350 XWB und A320neo werden zu einem weiteren Wachstum und zur Schaffung neuer ArÂbeitsplätze beitragen. Damit ergeben sich für die zivile Luftfahrtindustrie eine gute Perspektive für 2011 und die Folgejahre. Gleichzeitig stehen diese Programme jedoch unter großem Zeitdruck und müsÂsen ohne Verzug erfolgreich fortgeführt werden. Für die beteiligten UnternehÂmen ergeben sich die Herausforderungen, in ausreichendem Maß qualifizierte Fachkräfte zu rekrutieren und den Hochlauf in der globalen Lieferkette sicherÂzustellen", kommentierte Enders die Perspektive der zivilen Luftfahrtindustrie.
RAUMFAHRT
Die Raumfahrt erwies sich 2010 einmal mehr als sehr stabiles Geschäftsfeld. Die deutschen Raumfahrtunternehmen profitierten in erster Linie von der ErteiÂlung neuer Aufträge in den Bereichen Erdbeobachtung, Kommunikation und Navigation. Der Umsatz dieses Industriesegments konnte um 6,7% auf rund 2,1 Mrd. Euro gesteigert werden und entspricht damit 8,5% des BranchenumÂsatzes.
Der Beschäftigtenzuwachs fiel mit plus 8,1% im Vergleich zum Vorjahr überÂdurchschnittlich aus. Insgesamt waren 2010 rund 6.700 Menschen in der Raumfahrtindustrie beschäftigt.
Die deutsche Raumfahrtindustrie stellte ihre technologische Leistungsfähigkeit im Rahmen zahlreicher Programme eindrucksvoll unter Beweis: so zum Beispiel mit der deutschen Technologie des unbemannten ATV (Automated Transfer Vehicle), sowie wie mit dessen weltweit einmaligem, Laser-gestützten RendezÂvous- und Dockingsystem.
TanDEM-X, Cryosat 2, SAR-Lupe oder SatComBw sind weitere Beispiele für Programme, in denen 2010 deutsche Raumfahrttechnologie erfolgreich zum Einsatz kam.
Der Wachstumskurs der nationalen Raumfahrtindustrie ist nicht nur Beleg der industriellen Leistungsfähigkeit der Unternehmen, sondern auch das Ergebnis einer engagierten und erfolgreichen Raumfahrtpolitik der Bundesregierung.
HERAUSFORDERUNGEN UND HANDLUNGSFELDER
"Die 2010 verabschiedete Raumfahrtstrategie der Bundesregierung und die dazugehörigen Budgets sind für Deutschland, die deutsche Industrie und EuroÂpa im nächsten Jahrzehnt wegweisend. Mit der nationalen Raumfahrtstrategie und der High-Tech-Initiative der Regierung wurde die Basis für eine langfristig erfolgreiche Weiterentwicklung gelegt", betonte Enders am Rande der PresseÂkonferenz.
"Nun ist die konkrete Umsetzung der Raumfahrtstrategie in Programmen und Projekten erforderlich. Zudem bedarf es in Europa der Schaffung einheitlicher, abgestimmter Regularien. Dabei muss die deutsche Raumfahrtindustrie rechtÂzeitig eingebunden werden", ergänzte Enders.
VERTEIDIGUNG UND SICHERHEIT
Die wehrtechnische Luft- und Raumfahrtindustrie konnte ihren Umsatz um 7,2% auf ein Volumen von 6,5 Mrd. Euro steigern. Damit stammte 2010 rund ein Viertel des Branchenumsatzes (26,2%) aus diesem Segment, das damit gleichzeitig das größte der drei deutschen Rüstungssegmente ist.
Rund 22.600 Mitarbeiter waren 2010 in diesem Branchenzweig beschäftigt, was einem Beschäftigungszuwachs von 6,3% im Vorjahresvergleich entspricht.
Eine stabile Auslastungssituation in den Endmontagelinien und gesteigerte Auslieferungen bei den Programmen Eurofighter, NH90 und Tiger hatten an dieser positiven Entwicklung ebenso Anteil wie jahresspezifische Einmaleffekte und auch die Exporterfolge einzelner Unternehmen, wie z. B. Umsätze von CasÂsidian im Zusammenhang mit der Grenzabsicherungsprojekten.
Dennoch kann dieses positive Ergebnis nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Bundeswehrreform, Budgetreduktionen und ein zeitweiliger BeauftragungsÂstopp für manche BDLI-Mitgliedsunternehmen 2010 bereits gravierende Folgen hatten. Einige hoch spezialisierte Zulieferer und Ausrüster mit einem Fokus auf das Verteidigungsgeschäft meldeten an Ihren Standorten Kurzarbeit an oder verloren Stammpersonal.
HERAUSFORDERUNGEN UND HANDLUNGSFELDER
Die kurz- bis mittelfristige Perspektive der deutschen militärischen LuftfahrtinÂdustrie ist kritisch. Die Bundeswehr steht derzeit mitten in der weitreichendsten Reform ihrer Geschichte. Sie ist gleichzeitig wichtigster Kunde, wodurch der Industriezweig der militärischen Luftfahrt von allen Struktur- und HaushaltsentÂscheidungen unmittelbar betroffen und abhängig ist.
Die Industrie stellt sich dem Reformprozess der Bundeswehr und möchte ihn akÂtiv begleiten. Deutschland benötigt zur Wahrung seiner sicherheitspolitischen und technologischen Souveränität eine leistungsfähige, nationale militärische Luftfahrtindustrie mit der notwendigen Technologiekompetenz.
Die Entscheidungen zur Bundeswehrreform werden in den kommenden Jahren weitreichende Konsequenzen für den Industriezweig haben. Bereits für 2011 muss mit Rückgängen bei Umsatz und Beschäftigung gerechnet werden. Die Existenz und damit der Kompetenzerhalt der militärischen Luft- und RaumfahrtÂindustrie sind am Standort Deutschland nicht gesichert.
Enders erläuterte: "Wir müssen im intensiven Dialog zwischen Bundeswehr und Industrie die Auswirkungen der Bundeswehrreform bewerten und gemeinsame Konzepte entwickeln. Es muss unser Ziel sein, eine Industriestruktur zu erhalÂten, die nicht nur die Betreuung und Weiterentwicklung der Waffensysteme der Bundeswehr sicherstellt, sondern auch eine attraktive Zukunftsperspektive für diese Branche beinhaltet. Dazu zählt insbesondere eine deutsche TechnologieÂinitiative für Unbemannte Luftfahrzeuge als einem der wesentlichen Systeme für künftige Einsätze, nicht nur bei der Bundeswehr, sondern auch in zivilen Verwendungen. Der Kontakt zum BMVg im Rahmen der Bundeswehrreform ist aufgebaut und wir stehen für einen tiefergehenden, konstruktiven Dialog mit dem Kunden bereit".
Der Bundesverband der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie e.V. (BDLI) mit über 190 Mitgliedern vertritt die Interessen einer Branche, die durch internationale Technologieführerschaft und weltweiten Erfolg ein wesentlicher Wachstumsmotor der deutschen Wirtschaft geworden ist. Die deutsche Luft- und Raumfahrtindustrie mit derzeit rund 95.400 direkt Beschäftigten bündelt nahezu alle strategischen Schlüsseltechnologien. Sie generiert ein jährliches Umsatzvolumen von gegenwärtig 24,7 Milliarden Euro.
Zu den primären Aufgaben des BDLI gehören die Kommunikation mit politischen Institutionen, Behörden, Verbänden und ausländischen Vertretungen in Deutschland, aber auch verschiedenste Mitglieder-Serviceleistungen im In- und Ausland. Der Verband ist verantwortlicher Veranstalter der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung ILA in Berlin.
Der BDLI ist offiziell beim Deutschen Bundestag akkreditiert und erfüllt dort eine Reihe gesetzlich verankerter Aufgaben. Er ist Mitglied des europäischen Dachverbandes Aerospace and Defence Industries Association of Europe (ASD) und des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI).
Der Bundesverband der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie e.V. (BDLI) mit über 190 Mitgliedern vertritt die Interessen einer Branche, die durch internationale Technologieführerschaft und weltweiten Erfolg ein wesentlicher Wachstumsmotor der deutschen Wirtschaft geworden ist. Die deutsche Luft- und Raumfahrtindustrie mit derzeit rund 95.400 direkt Beschäftigten bündelt nahezu alle strategischen Schlüsseltechnologien. Sie generiert ein jährliches Umsatzvolumen von gegenwärtig 24,7 Milliarden Euro.
Zu den primären Aufgaben des BDLI gehören die Kommunikation mit politischen Institutionen, Behörden, Verbänden und ausländischen Vertretungen in Deutschland, aber auch verschiedenste Mitglieder-Serviceleistungen im In- und Ausland. Der Verband ist verantwortlicher Veranstalter der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung ILA in Berlin.
Der BDLI ist offiziell beim Deutschen Bundestag akkreditiert und erfüllt dort eine Reihe gesetzlich verankerter Aufgaben. Er ist Mitglied des europäischen Dachverbandes Aerospace and Defence Industries Association of Europe (ASD) und des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI).