(ots) - Zwei Monate nach dem Erdbeben in Japan ist weder
die Freisetzung von Radioaktivität noch die Gefahr einer weiteren
Kernschmelze im Atomkraftwerk Fukushima Daiichi gebannt. Die geplante
Flutung des Atomreaktors 1 birgt darüber hinaus hohe Risiken, wie
eine von Greenpeace in Auftrag gegebene Risikobewertung belegt. In
die Betonhülle um den Reaktordruckbehälter sollen 7.400 Tonnen
Frischwasser eingeleitet werden. Nach einem Gutachten des Londoner
Ingenieurbüros Large Associates kann es dabei zum Bruch des
Sicherheitsbehälters kommen. Fukushima-Betreiber TEPCO hat bisher
keine Erkenntnisse über Lage und Größe der Risse und Lecks im
Behälter nach Erdbeben und Explosionen vorlegt.
"Die strahlende Atomruine in Fukushima ist noch lange nicht unter
Kontrolle", sagt Greenpeace-Energieexperte Christoph von Lieven. "Im
schlimmsten Fall kann der geplante Wassersarkophag eine massive
Verschlechterung bewirken. Es ist hoch riskant, ohne genaues Wissen
über Lecks tausende Tonnen Wasser hineinzupumpen. Greenpeace hofft
trotz aller Risiken, dass die Freisetzung von Radioaktivität
möglichst schnell beendet und eine vollständige Kernschmelze
verhindert werden kann."
Vollgelaufene Sicherheitsbehälter können bei Erdbeben und
Explosionen zerbersten
Obwohl Experten vor Undichtigkeiten in Reaktor 1 warnen, ist es
TEPCO bisher nicht gelungen, die Position der Lecks zu orten und zu
klären, ob sie die Sicherheit des Betonmantels beeinträchtigen.
Sollte es zu einer weiteren Beschädigung durch das Gewicht des
eingeleiteten Wassers kommen, liegen offenbar keine Notfallpläne zur
Bergung des Reaktordruckbehälters und der Eindämmung radioaktiver
Kontamination vor. In einer Studie hatte bereits die amerikanische
Atomaufsicht vor Gefahren gewarnt, die durch große Wassermassen in
den Sicherheitsbehältern entstehen. Die Sicherheitsbehälter könnten
bersten, wenn es zu Erderschütterungen kommt.
Sollte der Sicherheitsbehälter im Zuge der Flutung beschädigt
werden, könnten auch die Arbeiten an den übrigen defekten Reaktoren
nicht fortgesetzt werden. Sollte der Sicherheitsbehälter der Flutung
stand halten, trifft TEPCO keine Aussagen über den weiteren Umgang
mit der Gebäuderuine, über deren Instandhaltung oder Entsorgung.
"Das planlose und hochriskante Vorgehen der japanischen Regierung
und der Betreiberfirma zeigt deutlich, dass auch eine
hochtechnisierte Gesellschaft einen solchen Atomunfall nicht
beherrschen kann", sagt Lieven. "Die Reaktorsicherheits- und
Ethikkommission müssen für einen schnellstmöglichen Atomausstieg mit
fixen Abschaltdaten und einen forcierten Einstieg in die Erneuerbaren
Energien eintreten."
Gestern hat die Ethikkommission bekannt gegeben, dass ein
Atomausstieg bis spätestens 2021 möglich sei. Greenpeace fordert ein
Abschalten aller Reaktoren bis 2015. In ihrem Energiekonzept "Der
Plan" zeigt die Umweltorganisation auf, wie eine vollständige
Energieversorgung mit Erneuerbaren Energien bis 2050 machbar ist.
Achtung Redaktionen: Rückfragen bitte an Christoph von Lieven,
Tel. 0171-87 80 802 oder Pressesprecherin Simone Miller, Tel.
0171-870 6647. Den Bericht zu Fukushima Daiichi 1 finden Sie im
Internet unter www.greenpeace.de.