(ots) - Reporter ohne Grenzen (ROG) kritisiert das Urteil
im Prozess gegen die belarussische Journalistin Irina Chalip. Ein
Gericht in Minsk verurteilte die Korrespondentin der unabhängigen
russischen Zeitung "Nowaja Gaseta" am 16. Mai zu einer zweijährigen
Haftstrafe auf Bewährung. Die bekannte regierungskritische
Journalistin wurde für schuldig befunden, an den Demonstrationen nach
der umstrittenen Präsidentschaftswahl im Dezember 2010 teilgenommen
und damit Aktivitäten zur "Störung der öffentlichen Ordnung
organisiert und vorbereitet" zu haben.
ROG fordert eine Aufhebung des Richterspruchs: "Das Urteil basiert
auf falschen Anschuldigungen. Irina Chalip ist lediglich ihrer Arbeit
als Journalistin nachgegangen und hat über die Proteste berichtet",
so ROG. Das Urteil sei nur ein Indiz von vielen für die anhaltenden
starken Repressionen gegen regierungskritische und unabhängige
Medienvertreter in dem osteuropäischen Land.
Chalip war am 19. Dezember 2010 in Minsk festgenommen worden, als
sie über die Demonstrationen in der Hauptstadt nach der
Präsidentschaftswahl berichtete. Nach internationalen Protesten wurde
die Journalistin am 29. Januar 2011 aus dem Gefängnis entlassen,
stand aber seitdem unter strengem Hausarrest. Das Gericht in Minsk
hob die Überwachungsmaßnahme mit seinem gestrigen Urteil auf.
Chalips Ehemann, der oppositionelle Präsidentschaftskandidat
Andrej Sannikow, wurde bereits am 14. Mai zu fünf Jahren Haft in
einem Straflager verurteilt. Sannikow war ebenfalls bei der
Großdemonstration am Wahlabend in Minsk festgenommen worden. Während
der Haftzeit wurden Chalip und Sannikow auch psychisch unter Druck
gesetzt: Die Behörden drohten damit, den Sohn des Ehepaars in ein
Kinderheim zu geben.
Die prekäre Situation der Pressefreiheit in Belarus hat sich seit
der Wahl Ende vergangenen Jahres weiter verschärft. Die Repressionen
gipfelten im Dezember 2010 und Januar 2011 in brutalen Ãœbergriffen
gegen Medienschaffende, zahlreichen Festnahmen sowie Durchsuchungen
von Redaktionen unabhängiger Medien und Wohnungen von Journalisten.
Die deutsche ROG-Sektion unterstützte vier Zeitungen finanziell,
deren Ausrüstung und Material bei den Razzien zerstört oder
beschlagnahmt wurden.
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