(ots) - Kai Boeddinghaus hat den Aufstand von unten
gewagt. Er wollte es nicht hinnehmen, von der Industrie- und
Handelskammer (IHK) Kassel bevormundet zu werden. Sein beharrlicher
Einsatz für demokratische Beteiligung der Zwangsmitglieder zeigt, wie
einer allein Wandel gestalten kann. Die feierliche Preisverleihung
erfolgt am Abend des 26. Mai mit Professor Dr. Kurt Biedenkopf.
Kai Boeddinghaus klagte als Mitglied der Vollversammlung gegen die
Industrie- und Handelskammer (IHK) Kassel, die ohne inhaltliche
Auseinandersetzung mit ihrer Vollversammlung allgemeinpolitische
Stellungnahmen herausgab. Zunächst wandte er sich gegen die
Verbreitung der so genannten "Limburger Erklärung" als angebliche
Forderungen "der Wirtschaft". Sie war eigenmächtig von Funktionären
der IHK erstellt und publiziert worden. Nachdem seine Beschwerde
wirkungslos blieb, beschritt Boeddinghaus den Klageweg.
Im Juni 2010 erklärte das Bundesverwaltungsgericht, dass eine
politische Stellungnahme der IHK ohne Mitwirkung der
IHK-Vollversammlung unabhängig vom Inhalt rechtswidrig sei. Nach dem
zukunftsweisenden Grundsatzurteil darf sich die Kammer nicht mehr wie
bisher politisch äußern. Das Urteil stärkt deutschlandweit die Rechte
der IHK-Mitglieder. Seine Botschaft erfasst auch ähnliche
Organisationen, wie z.B. die Handwerkskammern. Funktionäre dürfen
nicht eigenmächtig Erklärungen und Stellungnahmen im Namen ihrer
(zwangsverpflichteten) Mitglieder herausgeben.
Die IHK Kassel hätte demnach vorab eine Meinungsbildung der
Vollversammlung herbeiführen und deren Zustimmung einholen müssen. Im
Fall Kai Boeddinghaus wird deutlich, wie sich die so genannten
verselbständigten Bürokratien ohne Kontrolle von unten von ihrem
gesetzlichen Auftrag entfernen können und damit ihre Kompetenzen
überschreiten. Kai Boeddinghaus hat in den letzten Monaten bereits
Nachahmer gefunden.
"Herr Boeddinghaus hat mit seinem Engagement den Aufstand von
unten gewagt und dadurch eine der großen verselbständigten
Bürokratien in ihre Schranken verwiesen", erklärt Stiftungsvorstand
Till Bartelt die Auswahl des diesjährigen Preisträgers. Von allein
passiert eben nichts im Bürokratie-Dschungel. Die Stiftung bietet
Praktikern die Infrastruktur, mit ihrer Einzelfallschilderung die
Bürokratie-Therapie anzutreiben und dadurch als Change Agents zu
wirken.
Hintergrund:
Unter dem Leitmotiv "bureaucratic transparency" verfolgt die
Stiftung das Projekt "Unternehmer & bürokratische Hürden". Die
Auswahl des Preisträgers erfolgt unter den unternehmerischen
Menschen, die sich mit einer eigenen Fallschilderung am Projekt
beteiligen. Seit fünf Jahren untersucht die Stiftung
Bürokratie-Fälle. Daraus hat sie ihre Bürokratie-Therapie von unten
entwickelt. Governance-Experte Professor Dr. Gunnar Folke Schuppert
ist Forschungsleiter des Projekts.
In ihrer einzigartigen Online-Fallsammlung stellt die Stiftung
authentische Fälle als Lehr- und Anschauungsmaterial zur Verfügung.
Ziel ist das Empowerment des unternehmerischen Nachwuchses und eine
Verbesserung der Verwaltung.
Der mit 50.000 Euro dotierte Preis wird 2011 zum sechsten Mal
vergeben.
Pressekontakt:
Till Bartelt, Vorstand
Werner Bonhoff Stiftung
c/o Bartelt Konzept GmbH
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