(ots) - Gefährlicher Stil
Typisch. Weil Menschenrechtsgruppen meinen, es könne gar nicht
anders sein, als dass Michail Chodorkowski im bösen Russland nur aus
politischen Gründen im Knast sitzt, hat sich aus ihrer Sicht jetzt
auch der Gerichtshof für Menschenrechte zum Büttel machen lassen und
einem mysteriösen Druck aus dem Kreml gebeugt. Ja, vielleicht sei
sogar das Straßburger Urteil selbst politisch motiviert, nach dem der
Milliardär und Manager eben nicht aus nachweisbaren politischen
Gründen belangt worden ist.
Diese Sichtweise spricht für eine gewisse Arroganz in der
Menschenrechtsszene. Sie flackert immer wieder mal auf. Zwar fordern
die Aktivisten völlig zu Recht die lupenreine rechtliche Behandlung
dieses Falles und aller Fälle. Wenn diese aber, wie hier am
Europäischen Gerichtshof, nach unzweifelhaften Maßstäben erfolgt, ist
es ihnen auch nicht recht. Dabei kann sich doch keiner ernsthaft für
einen universalen Wohltäter halten und zugleich von einem Richter
verlangen, ein Urteil im eigenen Sinne ohne Beweise zu fällen.
Egal letztlich, was Chodorkowski verbrochen hat: Seine
Unterstützer machen sich unglaubwürdig, wenn sie von Russland nichts
anderes erwarten als Schiebung und sich diese dann umgehend selbst
wünschen.
Mit diesem Stil setzen einige Menschenrechtler den Anspruch aufs
Spiel, als Mahner ernst genommen zu werden.
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