(ots) - Die Nerven liegen blank
Hin- und hergerissen zwischen Freiheitsdrang, Propaganda-Lügen und
antiisraelischen Gefühlen, erlebt das syrische Volk derzeit
dramatische Stunden. Während propalästinensische Demonstranten bei
der Erstürmung der Golanhöhen von israelischen Soldaten brutal
gestoppt werden, lässt Syriens Präsident Baschar al-Assad mit Panzern
auf Regimegegner schießen: Tote und Verletzte hier wie dort.
Der Verdacht liegt nahe, dass beide Ereignisse unmittelbar
zusammenhängen. Denn nichts lenkt besser von den blutigen
Protestniederschlagungen im eigenen Land ab als die Wut auf den
ewigen Erzfeind Israel. So lieferte das syrische Staatsfernsehen per
Direktübertragung die Bilder vom Sturm auf die Golanhöhen - doch von
den mehr als 100 Toten, die allein seit Freitag im Kampf für
Demokratie ihr Leben ließen, fehlt jede Notiz. Als hätte es noch
eines Beweises für Assads perfide Taktik bedurft, trugen die
Grenzstürmer Bilder ihres despotischen Präsidenten.
Dass angesichts der unkontrollierbaren Entwicklungen in der
Nachbarschaft die Nerven der Israelis blank liegen, verwundert nicht.
Das kann jedoch keine Entschuldigung für das Blutbad auf den
Golanhöhen sein. Israel hat im Hinblick auf den Siedlungsbau viele
Fehler gemacht. Doch in der jetzigen hochbrisanten Phase einen Staat
Palästina in den Grenzen von 1967 zu dulden ist zu viel verlangt. Der
Vorstoß von US-Präsident Barack Obama kam zur Unzeit.
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