(ots) - Wenn Rehböcke ihre Grenzen abstecken, soll der
Rivale mit biologischen "Kampfmitteln" abgeschreckt werden. Zu diesem
Zweck setzt männliches Rehwild ein ganz individuelles Bock-Parfüm
ein. Mit dem Duft aus verschiedenen Drüsen markieren die Männchen ihr
Territorium, in dem sie ein Sekret an Bäumen und Sträuchern oder auf
dem Waldboden verteilen. "In der Stirnlocke zwischen den
Geweihstangen, an den Wangen und am Hals, selbst zwischen den Klauen
in der Zwischenzehendrüse wird das Sekret produziert", erläutert
Andreas Kinser, Experte der Deutschen Wildtier Stiftung. So
hinterlassen die Böcke vor allem beim Plätzen, also beim Aufschlagen
des Waldbodens mit den Vorderläufen, eine eindrucksvolle Duftnote. Es
wurde schon beobachtet, dass Böcke bis zu 600 Mal am Tag markieren.
Diese Plätzstellen sind zurzeit vor allem an Wegrändern zu finden.
Junge Bäumchen mit verletzter Rinde dienen ebenfalls der
Reviermarkierung. Sie wurden mit dem Gehörn intensiv bearbeitet. Man
spricht von Fegestellen.
Jüngere Böcke markieren sehr viel häufiger als erfahrene ältere
Tiere, die sich scheinbar auf ihren Status verlassen können. Taucht
allerdings ein Eindringling auf, muss auch der alte Bock seine
Duftmarken erneuern. Hat der Konkurrent gar in seinem privaten
Einstand markiert, reagiert der Grundstückseigentümer besonders
aggressiv. "Bei der Verteidigung eines Territoriums geht es mitunter
hoch her", sagt Andreas Kinser. "Meist sind es ältere Böcke, die die
jüngeren mit heftigen Attacken aus ihren Revieren vertreiben." Nur
einjährige Böcke und weibliches Rehwild werden geduldet.
Rehe orientieren sich generell sehr stark an Gerüchen und
kommunizieren über Duft-Informationen miteinander. In gut zwei
Monaten macht sich ein ganz anderer Geruch in der Welt der wilden
Rehböcke breit: Mit aufreizendem "Ricken-Parfüm" und fiependen Rufen
locken verliebte Reh-Damen - und dann kann kaum ein Bock
widerstehen...!
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