(ots) - Wie in einer unglücklichen Ehe
Man kann nicht sagen, der US-Präsident lege sich nicht ins Zeug:
Staatsbankett und Ehrenorden bietet Barack Obama für Angela Merkel in
einer Phase auf, in der die deutsch-amerikanische Freundschaft so
verkrampft wie eine unglückliche Ehe wirkt. Doch wie im echten Leben
reichen ein Fünf-Gänge-Menü und Schmuck selten aus, um eine Beziehung
wieder zu kitten. Merkel und Obama werden sich zwar hüten, die
Disharmonie zur Schau zu stellen. Doch Washington ist erstaunt,
verunsichert und enttäuscht. Erstaunt, weil eine schwarz-gelbe
Regierung nach dem GAU in Japan eine 180-Grad-Wendung vollzieht und
als einziges Industrieland weltweit rasant den Atomausstieg probt.
Verunsichert, weil Berlin im Unterschied zu den vergangenen
Jahrzehnten derzeit nicht als Motor eines geeinten Europas wirkt. Die
Euro-Krise erschüttert die EU in ihren Grundfesten, doch Merkel
scheint darauf keine angemessene Antwort zu finden.
Enttäuscht ist Obama auch deshalb, weil die Kanzlerin mit einer
Grundregel deutscher Außenpolitik gebrochen hat: In der Libyen-Frage
stellte sich die Regierung an die Seite Chinas und Russlands. Dieser
Affront gegenüber den westlichen Alliierten war ein unverzeihlicher
Fehler, der zudem Frankreich verprellt und eine europäische Außen-
und Sicherheitspolitik ad absurdum geführt hat. Obama dürfte sich
wünschen, dass Merkel nicht zu einer unsicheren Kantonistin geworden
ist.
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