(ots) - Keine Einstreu, Spaltenboden und ein Leben im
Käfig: Das Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und
Verbraucherschutz hat ein "Eckpunkteblatt" für seine
Mindestforderungen an die Kaninchenhaltung vorgelegt. Für die
Kaninchen und die bestehende Käfighaltung will es nicht allzu viel
ändern. Deutschland hinkt damit fortschrittlichen Tierschutzländern
weit hinterher. Dr. Martina Stephany, Kampagnenleiterin von VIER
PFOTEN, sagt: "In dem Schreiben ist nur von Forderungen an die
Käfighaltung die Rede. VIER PFOTEN fordert hingegen, die Haltung von
Kaninchen in Käfigen zu beenden."
Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner hatte zuvor Verbesserungen
für die Haltungsbedingungen von Kaninchen angekündigt. Doch die
Forderungen in dem Eckpunkteblatt sind so niedrig, dass viele
Kaninchenfleischproduzenten jetzt schon weit darüber liegen. "Es ist
ganz klar, dass die Käfighaltung unabhängig von der Einrichtung der
Käfige nicht tiergerecht ist", sagt Dr. Martina Stephany.
Als Übergangslösung setzt sich VIER PFOTEN für bessere
Haltungsbedingungen von Kaninchen ein. Das generelle Ziel ist jedoch
die Abschaffung der Kaninchenfleischproduktion. Zusammen mit
Kaninchenfleischproduzenten und Vertretern des
Lebensmitteleinzelhandels hat VIER PFOTEN eigene Mindestanforderungen
für Kaninchen in Bodenhaltungssystemen festgelegt, in denen bis zu 40
Kaninchen in einer Gruppe leben. Die Tierschutzorganisation fordert
unter anderem festen oder perforierten Plastikboden sowie Einstreu,
die der Halter täglich überprüfen und sauber halten muss. Natürliches
Tageslicht, erhöhte Flächen, Rückzugsmöglichkeiten und niedriger
Ammoniakgehalt müssen gewährleistet werden. "Kaninchen sollten
außerdem mindestens drei aufeinanderfolgende Hoppelsprünge machen
können. Daher fordern wir eine Mindestseitenfläche der Gehege von
1,80 Metern", sagt Stephany. "Manche Kaninchenfleischproduzenten
benutzen bereits solche Bodenhaltungssysteme. Aigner sollte sich
einmal die Zeit nehmen, sich beide Systeme im Vergleich anzusehen."
Anfang des Jahres hatte VIER PFOTEN eine Online-Petition beim
deutschen Bundestag gestartet, mit der Forderung, die Käfighaltung
von Kaninchen zu verbieten. Mit 10.000 Unterschriften haben die
Bürger klargemacht, dass sie eine weitere Tierart in tierquälerischer
Käfighaltung nicht dulden. Auch die Landesregierung Thüringen hat
sich gegen die Käfighaltung von Kaninchen ausgesprochen. In der
Bundesrepublik werden jährlich etwa 41.000 Tonnen Kaninchenfleisch
verzehrt, das entspricht etwa 30 Millionen Kaninchen. In den
vergangenen Jahren hat VIER PFOTEN immer wieder durch Filmmaterial
auf das Leid der Kaninchen aufmerksam gemacht. Es zeigt Tiere mit
abgefressenen Ohren, blutenden Wunden, verkrüppelten Pfoten und
entzündeten Augen. Für viele Tiere endet der triste Alltag mit dem
Tod im winzigen Drahtkäfig.
Das Eckpunkteblatt ist ein enttäuschender Schritt in Richtung
einer nationalen Regelung zur Haltung von Kaninchen. Bisher gibt es
keine genaueren Vorgaben, auch nicht EU-weit. Nachbarländer wie
Österreich oder die Schweiz haben Käfige für Kaninchen verboten und
immer mehr deutsche Supermarktketten wollen nur noch Fleisch von
Kaninchen aus Bodenhaltung anbieten. Stephany: "Die deutsche
Landwirtschaft wird dadurch auf niedrigem Standard einzementiert,
anstatt den Anforderungen der Verbraucher zu entsprechen. VIER PFOTEN
fordert Bundesministerin Aigner auf, Wort zu halten und die
Haltungsbedingungen für Zucht- und Mastkaninchen tatsächlich zu
verbessern. Jegliche Art der Käfighaltung muss verboten werden.
Bodenhaltungssysteme gemäß unserer Empfehlungen sind das höchste, was
man den Tieren zumuten kann."
Presserückfragen an VIER PFOTEN:
Ina Müller-Arnke
Tel.: 0151 - 5712 1335