(von Dieter Topp) Seit 2006 wird das Wagner Festival im Palast der Künste (MüPa), Budapest, veranstaltet und verbucht seither immer größere Beliebtheit bei seinen Besuchern. Unter der künstlerischen Festivalleitung von Ádám Fischer sind viele Opernstars zu Gast, die unter anderem schon Wagners Werke in Bayreuth gesungen haben. Nach den beiden ersten, vollständigen und viel gelobten »Ring-Aufführungen« 2009/10 unter der Leitung von Ádám Fischer gingen vom 9. bis 18. Juni 2011 die singulären Richard Wagner Meisterwerke „Lohengrin“ als Premiere, „Parsifal“ und „Tristan und Isolde“ in szenischer Realisierung als Wiederaufnahme über die Bühne.
(firmenpresse) - Brava für Regieteam, Chöre, Orchester und Solisten … und über allem Ádám Fischer ...
Im großen Béla Bartók Saal des „MüPa“, hatten sich Regisseur László Marton, der Szenograf Péter Horgas und die Choreografin Éva Duda mit “sanfter Hand“ eingebracht. In Fortführung des Stils der unaufdringlichen Holzarchitektur der Philharmonie war der Bühnenraum umgestaltet worden. Eine Burg mit zwei Türmen erwuchs aus dem beigefarbenen Ambiente in Anthrazitgrau und umschloss den gleichfarbenen Innenhof aus ansteigenden Podesten, auf denen sich lediglich drei gläserne Sitzmöglichkeiten befanden, die abwechselnd bespielt wurden. Bewegte Spiegel sorgten für Wellengang und Aufruhr im Bühnengeschehen. Wenig war notwendig, um Atmosphäre zu schaffen, denn Fischers Dirigat thronte wie Wagner selber über dem Ganzen. Ein Kritiker mutmaßt, dies sei der Wut und den Ärgernissen der Vergangenheit des Festivals entsprungen, ein anderer verlautete, so sehr habe Ádám Fischer die Hunde noch nie von der Leine gelassen wie in diesem Festival. Fischers Wagner ist jetzt eruptiv, eckig, manch einer bezeichnete ihn als grenzgängerisch. Seine menschliche Größe zeigte er bei jeder Ovation, die er direkt und verdientermaßen an sein Festivalorchester weitergab.
Wenn man das Erscheinen der Chöre in kommunistischem Einheitsgrau und Solisten in zeitgenössischem Outfit beobachtete, das sich zum Ende des ersten Lohengrin Teils in ein buntes Farbenmeer der Freude und der Hoffnung umwandelte, so mag dies Ausdruck für das sein, was der wache Besucher in Budapest allerorts antrifft. Die Stadt putzt sich und ihre alte Schönheit heraus, sie wirkt erfrischt in den Gebäuden der Vergangenheit, dynamisch und aufstrebend in ihren architektonischen Neuheiten. Auch in der zweiten Reihe sind tristes und morbides Grau und Schmutz einem neuen, farbenfrohen Anstrich gewichen, Straßen und Gehwege längst keine Stolperfallen mehr. Man empfindet die Stadt als sehr sauber, was vor 8 bis 10 Jahren noch vollkommen anders aussah. Postkommunistische Morbidezza ist dem 21. Jahrhundert gewichen, da macht man keinen Unterschied mehr zwischen Budapest im Osten oder Barcelona im Westen Europas.
Wie bei jedem Wagner gilt es, den Solisten die Kritik entgegen zu schmettern oder sie, wie 2011 in Budapest, mit Lob zu ehren. Brava für István Kovácsházi (Lohengrin), Camilla Nylund, Ricarda Merbeth (Elsa), Béla Perencz (Telramund), Petra Lang, Judit Németh (Ortrud), Christian Franz (Tristan, Parzival), Evelyn Herlitzius (Isolde), Erich F. Halfvarson (Gurnemanz). Die überwältigenden Chöre machten das Wagner Erlebnis zu einer vollkommen runden Sache.
„Es ist schon bemerkenswert, dass eine Regiearbeit gelingen kann, obwohl oder weil sie sich der Kernfrage des in Szene zu setzenden Werks kurzerhand verweigert. Mit starken Bildern, guten Solisten, bestens vorbereiteten Klangkörpern und einem überragenden Ádám Fischer ist ‚Lohengrin‘ nun das attraktivste Einzelstück im Repertoire der Budapester Wagnertage. Wenn es eines Nachweises für den internationalen Rang des Festivals und seine Bedeutung für das ungarische Kulturleben bedurfte, dann wurde er hiermit glänzend erbracht“, heißt es in einem Blog, und das will ich noch ausdehnen: In deutscher Sprache gesungen, mit ungarischen und auch deutschen Untertiteln versehen, war auch für den Wagnerneuling das Verfolgen ein Leichtes geworden. Bei der anhaltenden Finanznot möchte man unbedingt hoffen, dass dieser absolute Höhepunkt nicht auch das Aus für ein wunderbares und in mehrfacher Hinsicht wichtiges Fest bedeutet. Die unterschiedlichen Laute in den Pausen verrieten, dass die Rechnung allmählich aufgeht und dieses Festival von Bedeutung für das Image von Budapest als Musikstadt zu sehen ist, sowie unter kulturtouristischem Aspekt mehr und mehr von pekuniärem Erfolg gekrönt werden kann. Ein englischer Kritiker wollte das Festival bereits unter dem Aspekt einer neuen und veränderten Wahrheit ansiedeln, unerschütterlich, einzigartig und zeitlos zugleich. Dem will ich nicht unbedingt folgen, jedoch drückt es aus, wie besonders dieses Festival sich bei Besuchern und Kritikern widerspiegelt.
Eine Version für Kinder von Zsolt Hamar, „Der Schwanenkönig“, im Festivaltheater des MüPa, inszeniert von János Novák, bereicherte die Veranstaltungen und zeigt, wie wichtig es den Machern ist, die ganz Jungen an Wagner heranzuführen, damit der Komponist nicht einem immer gleichem Publikum vorbehalten bleibt, sondern mit neuem Publikum überleben kann.
Zu diesen Machern gehört seit kurzem Csaba Káel, Generalmanager des MüPa Hauses seit Mitte März 2011. Er betreute als künstlerischer Leiter die Aktivitäten des Palasts der Künste seit dem Start in 2005 und gilt als erfahrener Produzent von Musikveranstaltungen unterschiedlichster Provenienz, hat eine Hochschulprofessur in leitender Funktion an der Budapest Novus Kunst-Akademie. Features, Dokumentarfilme und TV-Arbeit gehören seit 15 Jahren zu seinem Business, genauso wie seit mehr als 10 Jahren das Inszenieren auf der Opernbühne. Auf ihn wird es maßgeblich ankommen, ob der Budapest Kulturpalast der Künste überleben und sich international auf hohem Niveau etablieren kann.
Csaba Káel: Was ist Kultur? Eine der wichtigsten Quelle der menschlichen Energie. Der Palast der Künste muss als Transformator dieser Energie operieren. Bisher hat er als Empfangszentrum funktioniert. Jetzt muss der MÜPA mit Koproduktionen auf den kulturellen Weltmarkt erscheinen.
Foto: PPS
Dass das Budapest Wagner Fest auch viele junge Besucher anzieht, lässt auf ein Überleben hoffen.
Weitere Informationen: www.mupa.hu/en
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