(ots) - Friedensnobelpreisträger und Ex-Staatspräsident Lech
Walesa (68) gibt der Mitgliederzeitschrift der deutschen Lions, dem
LION, in einem seiner seltenen Interviews sehr offen. Zur ersten Mal
äußert er sich dabei zu den Vorwürfen um seine mutmaßliche
Stasi-Mitarbeit. Gegenüber Chefredakteur Ulrich Stoltenberg spricht
er in Danzig außerdem über seine Kindheit, Glaube und Papst,
Bildungschancen, Europapolitik, politischer Kampf, Energiesicherheit,
Japan-Problematik und Computer. Das ganze Interview ist zu lesen
unter www.lions.de .
Im Einzelnen:
Zum Thema Kampf gegen Kommunismus: "Ich versuchte nicht, die
Menschen auf der anderen Seite zu bekämpfen, ich war gegen das
System. Bei meiner Verhaftung sagte ich zu den Geheimdienstlern: "Ich
werde Euch auch im neuen System beschäftigen", das sollte heißen,
dass ich nicht gegen die Menschen speziell bin, sondern gegen das
angestammte System. Ich war fest entschlossen, auf diesem Wege Erfolg
zu erlangen und ich hatte weiterhin viele Freunde auf der "anderen
Seite", sie mochten mich sogar! - Heute gibt es viele Theorien über
den damaligen Kampf."
Thema Friedennobelpreis: "Der Preis war wie ein frischer Wind in
unseren Segeln, er hat unsere Erfolge bestätigt und uns Mut gegeben.
Man hatte das Gefühl, dass Gottes Hand mit im Spiel war, der
Zeitpunkt war perfekt. Mir persönlich hat der Nobelpreis
Unsterblichkeit verliehen, als einfacher Elektriker wäre ich
gestorben, aber einen Nobelpreisträger kann man nicht so einfach
auslöschen. Mir persönlich bedeutet dieser Preis sehr viel."
Thema mutmaßliche Stasi-Mitarbeit: "Es gibt immer Gegner in der
Demokratie. Ich habe ein einmaliges gerichtliches Verfahren beantragt
und bin sicher, mich vor dem Gericht durchsetzen zu können. Es gibt
Dokumente, die beweisen, dass ich ein ,Mitarbeiter' war, aber keine
verfälschten, die meine Unterschrift aufweisen. Die Unterlagen werde
ich Ihnen überreichen." (eine entsprechende Mail - bisher unübersetzt
- liegt vor, die Redaktion)
Thema Energieversorgung: "Wir sind ein Staat - Europa. Natürlich
nicht in allen Bereichen, aber in bestimmten Bereichen sollten wir
die Interessen gesamteuropäisch betrachten, dafür haben wir gekämpft.
Die neue Generation soll sich zu einem Staat vereinen, keine Grenzen,
sondern Zusammenarbeit. Es gibt noch kleine Uneinigkeiten, in welchen
Punkten und Bereichen dies geschehen soll. Für mich gibt es globale
Punkte, die für alle wichtig sind: Information, Ökologie,
Bankenkrise. Die Amerikaner zum Beispiel haben es geschafft, die
ganze Ökonomie der Welt zu stören, die Menschen wendeten sich
verzweifelt an die Banken und bekamen Geld ausgezahlt. Es gibt
Themenbereiche, die eine globale Denkweise und globale Problemlösung
erfordern. Ökologisch betrachtet, ohne globales Denken, geht uns bald
ein Land, zum Beispiel die Ukraine, in die Luft."
Thema Alter: "In meinem Alter muss ich mich nur noch um die
Krankenhäuser und Gefängnisse kümmern, denn das sind die zwei Orte,
die mich in der Zukunft erwarten könnten."
Pressekontakt:
Zitate gegen Quellenangabe "LION - Mitgliederzeitschrift der
deutschen Lions" und Fotos frei. Pressekontakt und
Nachdruck-Genehmigung:
Ulrich Stoltenberg
Chefredakteur/Chief Editor LION
Pressesprecher
Lions Clubs International
Deutz-Mülheimer Str. 227
51063 Cologne/Germany
chefredakteur(at)lions.de