(ots) - Gedränge am Abgrund
Ohne handfesten Beweis des Sparwillens keine neuen Kredite: Dieser
Kurs der Euro-Finanzminister ist nur allzu verständlich. Schließlich
haben die Griechen in der Vergangenheit viel Vertrauen verspielt.
Zuerst tricksten sie sich mit gefälschten Zahlen in die Währungsunion
hinein. Dann verfehlten sie ein ums andere Mal wichtige
Sanierungsziele. Da ist es kein Wunder, dass sich bei Gläubigern und
Partnern tiefe Skepsis, Misstrauen und Resignation breitmachen.
Dass Griechenland trotzdem auf weitere Hilfe rechnen kann, liegt
daran, dass es nicht allein gesündigt hat. Auch Iren, Portugiesen,
Spanier, Italiener, Belgier und andere mehr haben über ihre
Verhältnisse gelebt. Mit anderen Worten: Es herrscht Gedränge am
Abgrund. Und wenn einer stürzt, weiß man nie, wer mit in die Tiefe
gerissen wird.
Wenn jetzt in Athen über Vertrauensfrage und Sparpaket abgestimmt
wird, schlägt mithin nicht nur für Regierungschef Papan-dreou und
sein Land die Stunde der Wahrheit. Nein, es geht um viel mehr: um das
Vertrauen in den Zusammenhalt der Währungsunion und damit letztlich
um eine der Säulen des europäischen Hauses.
Noch kann das Gebäude vor großem Schaden bewahrt werden. Doch ist
es mit immer teureren Reparaturen nicht getan. Stattdessen müssen
neue Fundamente gegossen werden. Auf den Euro bezogen, heißt das: Der
Stabilitätspakt muss mit neuem Leben erfüllt werden.
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