(ots) - Verlogen und verkorkst
Der Afghanistan-Krieg dürfte enden, wie er geführt wurde: verlogen
und verkorkst. Präsident Obama versucht, die Rückzugspläne mit
Erfolgen im Kampf gegen Taliban und Al-Kaida zu begründen. Doch
selten war die Sicherheitslage so schlecht wie heute.
Es gibt zwar auch Anlass zur Hoffnung. Aber viele Generäle warnen
zu Recht davor, dass jüngste Fortschritte durch die zu frühe
Schwächung der Kampftruppen gefährdet werden. Doch Obama hatte bei
seiner Rede an die Nation nicht die Befriedung Afghanistans im Blick,
sondern seine Wiederwahl im Jahr 2012. Die USA sind kriegsmüde.
Deshalb will der Präsident die Truppen zügig nach Hause holen.
Das mag aus Sicht eines Machtpolitikers legitim sein. Zumal die
Aussichten für Afghanistan auch bei einer längeren Truppenpräsenz
nicht zwangsläufig positiv sind. Nur: Mit diesem zügigen Abzug wächst
die Wahrscheinlichkeit, dass es nach 2014 wieder einen Bürgerkrieg
gibt. Denn weder die afghanischen Sicherheitskräfte noch die korrupte
Regierung in Kabul wird bis dahin die alleinige Verantwortung
übernehmen können. Die Taliban dürften längst wissen, vor welch einem
großen Triumph sie stehen.
Für dieses Drama darf kein deutscher Soldat mehr sein Leben
riskieren. Zudem sollte die Entwicklungshilfe reduziert werden. Damit
die Taliban in Kabul mitregieren oder gar herrschen, müssen keine
deutschen Steuergelder mehr in Afghanistan versickern.
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