(ots) - Einmaliger Kraftakt
Wer sich über die mies geplante Einführung des G-8-Abiturs in
Niedersachsen aufregt, sollte einen Blick auf die Schulreform in
Bayern riskieren - und wird dabei feststellen, dass es noch
chaotischer geht. Dort musste der Kultusminister während der
Korrekturzeit eilig die Anforderungen zum Bestehen herabsetzen, damit
er die G-8-Einführung noch als Erfolg verkaufen konnte.
Solche Mauscheleien waren hierzulande nicht notwendig. Auch
deshalb, weil alle Beteiligten an einem Strang gezogen haben:
Motivierte Lehrer und lernwillige Schüler haben das G-8-Abitur
gestemmt - in einem einmaligen Kraftakt voller Ãœberstunden und
Extra-Lernschichten. Dieser ist nicht wiederholbar. Daher müssen die
offensichtlichen Schwächen im G-8-System schnell beseitigt werden:
Gerade weil die Abiturienten nun jünger sind, sollte die Schule mehr
Wert auf die Entwicklung ihrer methodischen Fähigkeiten und ihrer
Persönlichkeit legen. Also: Lehrpläne ausdünnen und für die
Allgemeinbildung irrelevantes Wissen an den Unis lehren.
Dass diese weitgehend verschult worden sind, erleichtert den
jungen Abiturienten den Einstieg. Aber hier wiederholt sich das
Defizit der Schule: zu viel Stoff, zu wenig Raum für Diskussion und
Entfaltung. Vielleicht zieht man so den fachlich guten, absolut
loyalen Ingenieur für Weltkonzerne heran. Nicht aber den Freigeist,
der das Land der Dichter und Denker einst nach vorne brachte.
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