(ots) - Der Sprung des Drachen
Es war wohl kein Zufall, dass dem chinesischen Premier Wen Jiabao
gerade in dem Moment der Kopfhörer vom Ohr fiel, in dem Angela Merkel
auf Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte zu sprechen kam. In diesen
Fragen stellt sich Chinas Führung immer noch taub und zeigt ihre
dunkle, diktatorische Seite. Da bleibt zweifellos weiter viel zu tun.
Aber was nicht ist, kann ja noch werden.
Der vertiefte Dialog zwischen Deutschland und China bietet
jedenfalls auch auf diesem Gebiet neue Einflussmöglichkeiten. Man mag
die vielen Hinweise auf die Menschenrechte ein Ritual nennen, man
darf aber auch hoffen, dass steter Tropfen den Stein höhlt.
Wirtschaftlich ist demgegenüber bereits ein Meilenstein erreicht.
Regierungskonsultationen mit China können in ihrer Bedeutung kaum
überschätzt werden. Schließlich ist die Volksrepublik mit ihrer
Milliarden-Bevölkerung schon jetzt ein wichtiger Handelspartner und
gigantischer Markt. Und der ganz große Sprung des chinesischen
Drachen kommt erst noch, wenn das Reich der Mitte sich vom Schwellen-
zum Industrieland entwickelt.
Es birgt freilich auch Risiken, dass sich westliche
Volkswirtschaften teils fast schon euphorisch auf die Nachfrage aus
den asiatischen und südamerikanischen Boomstaaten verlassen. Denn es
gibt erste Zeichen wirtschaftlicher Überhitzung. Da gilt es, kühlen
Kopf zu bewahren, um beim Platzen von Spekulationsblasen nicht
unvorbereitet erwischt zu werden.
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