(ots) - Der Chef der Europäischen Zentralbank (EZB)
Jean-Claude Trichet signalisierte bereits mehrfach, die Leitzinsen
noch in diesem Monat zu erhöhen. Nachdem die EZB im April den
Schlüsselzins bereits um 0,25 Prozent erhöht hatte, rechnen Experten
nun mit einem weiteren Viertelprozentpunkt, der den Zinssatz auf 1,5
Prozent steigert. "Auch wenn die Auswirkungen auf die
Immobilienfinanzierung nicht sofort spürbar sein werden
beziehungsweise eingepreist sind, rechnen wir mittel- bis langfristig
mit steigenden Zinsen", sagt Kai Oppel vom Baugeldvermittler
Hypothekendiscount. Das sollten auch Immobilienbesitzer mit laufenden
Finanzierungen bedenken. Sie sollten beim jetzigen Zinsniveau von
deutlich unter 4 Prozent ein Forward-Darlehen prüfen.
Ein Forward-Darlehen ist eine Variante der Anschlussfinanzierung,
die sich an Immobilienbesitzer richtet, deren Zinsbindung der
Erstfinanzierung in 12 bis 60 Monaten ausläuft. Kreditnehmer können
sich so günstige Zinsen für ein Darlehen sichern, das sie erst in bis
zu fünf Jahren in Anspruch nehmen. Das schafft zum einen Sicherheit,
da sie die Höhe der künftigen Zinsen bereits heute fixieren. Zudem
schützt diese Finanzierungsvariante vor einem steigenden Zinsniveau.
Oppel: "Ein Unterschreiten der derzeitig historisch niedrigen
Zinsmarke halten die meisten Experten trotz der Unsicherheiten in
einigen Ländern für unwahrscheinlich. Vielmehr indizieren das
Konjunkturhoch auf der einen und die steigende Inflation auf der
anderen Seite mittelfristig steigende Zinsen."
Anbietervergleiche ratsam
Bei einem Forward-Kredit entfallen zwar die sonst üblichen
Bereitstellungszinsen, da die Zeit der Zinsbindung erst später
beginnt. Für die Vorlaufzeit, die so genannte Forward-Periode,
berechnen die Kreditinstitute allerdings einen Zinsaufschlag. Dieser
ist abhängig von der Länge der Vorlaufzeit und der Zinsfestschreibung
- generell gilt: Je länger die Forward Periode, desto höher der
Aufschlag. "Die Unterschiede zwischen den einzelnen Anbietern sind
groß", warnt der Experte von HypothekenDiscount. "Die Aufschläge für
Forward-Kredite können bis zu 300 Prozent variieren. Bei langen
Vorlaufzeiten und zu hohen Aufschlägen kann ein Forward-Darlehen
trotz niedriger Ausgangszinsen teurer werden als eine normale
Prolognation zum eigentlichen Finanzierungstermin in der Zukunft."
Risikominimierung durch Aufpreis
Gerade über längere Zeiträume ist die Zinsentwicklung schwer
vorhersagbar. Kreditnehmer sollten bedenken, dass ein
Forward-Darlehen als verbindlicher Vertrag nicht ohne weiteres
rückgängig gemacht werden kann. Im Falle eine Nichtabnahme können
daher die Kreditinstitute eine Nichtabnahmeentschädigung verlangen.
Wer sich davor schützen will, kann eine Ausstiegsklausel in den
Vertrag aufnehmen, muss dafür aber zusätzliche Aufschläge in Kauf
nehmen. "Auch hier lohnt sich nachzurechnen", weiß Oppel. "In der
derzeitigen Zinssituation allerdings bietet ein Forward-Kredit ein
hohes Maß an Sicherheit, die zusätzliche Gebühren durch eine
Ausstiegsklausel in den meisten Fällen überflüssig macht."
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