(ots) - Freund der Freiheit
Ein Jahrhundertleben ist zu Ende gegangen. Otto von Habsburgs
Biografie spiegelt Dramen und Brüche der Zeitgeschichte beispielhaft
wider. Dabei erreichte der einstige Thronfolger trotz seiner
altehrwürdigen Herkunft und des bewegten Lebens nie die Herzen der
Menschen, wie es anderen Vertretern seines früheren Standes manchmal
gelingt.
Die Österreicher, deren Kaiser er bei einem anderen Lauf der Dinge
hätte werden können, mochten ihn schon gar nicht akzeptieren. Zu
halsstarrig zeigte er sich, musste fast 50 Jahre alt werden, um
offiziell auf einen Titel zu verzichten, der nicht mehr existierte.
Und wenn er als Oberhaupt des alten Adelshauses eine Beschränkung des
Berufspolitikertums und eine Stärkung des Persönlichkeitswahlrechts
forderte, dachte er vielleicht auch ein bisschen an sich und
seinesgleichen, um außerhalb von Parteistrukturen Einfluss erlangen
zu können.
Gleichzeitig speiste sich sein viel gelobter europäischer Ansatz
nicht nur aus integrativem, sondern auch konfrontativem Denken.
Ausgleichspolitik à la Willy Brandt war mit ihm nicht zu machen.
Stattdessen träumte er davon, alte k. u. k. Gebiete wieder vereint zu
sehen, heute eben unter dem Dach Europas. Freunde hat sich Otto von
Habsburg so nicht viele gemacht. Vermutlich hat er sie auch nicht
gesucht. Devote Kaisertreue ließ er ebenfalls abblitzen. Respekt und
geistige Freiheit waren ihm wichtiger. Beides hat er gefunden.
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