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Neue OZ: Kommentar zu Parteien / SPD / Kanzlerkandidatur

ID: 438513

(ots) - Schema der Ãœberheblichkeit

Für gewöhnlich läuft es so: Die stärkste Partei treibt die
Konkurrenz in der Frage der Kanzlerkandidatur vor sich her. Diesmal
ist es anders. So hat Angela Merkel nicht etwa erklärt, über 2013
hinaus Kanzlerin bleiben zu wollen, und die Opposition offen
herausgefordert. Nein, das wäre zu einfach. Von hinten durch die
Brust ins Auge ließ sie huldvoll die Bereitschaft erkennen, einen
Gegenkandidaten zu erwarten.

Verschwurbelter geht es kaum. Aber Merkel äußert sich gerne so.
Sie arbeitet mit Andeutungen, legt sprachliche Patiencen und verlangt
von Zuhörern, aus dem Gesagten Schlüsse zu ziehen.

Vermutlich empfindet die CDU-Politikerin das als raffiniert.
Verstanden wird sie aber mitunter nicht. Aktuell wollte Merkel durch
die betonte Beiläufigkeit in eigener Sache wohl maßgeblich auch den
eigenen Leuten zu verstehen geben, dass es in der Union keine
Alternative gebe und ihr Wiederantritt als Spitzenkandidatin mithin
selbstverständlich sei.

Momentan stimmt das auch. Aber es gefällt längst nicht jedem.
Bundespräsident Wulff kritisierte jüngst Kungelrunden unter Umgehung
der Parlamente. Andere Unionspolitiker beklagen Merkels
autokratischen Stil. Sich selbst ohne jeden Parteibeschluss als
gesetzt zu sehen passt genau in dieses Schema der Ãœberheblichkeit.
Schon Merkels Vorgänger Helmut Kohl und Gerhard Schröder konnten sich
dieser Attitüde nach ihrer ersten Amtszeit nicht entziehen. Beide
erlebten ein schmerzhaftes Ende.



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Datum: 10.07.2011 - 22:00 Uhr
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