(ots) -
- Zulieferindustrie hat die Automobilkrise ohne nennenswerte
Konsolidierung überwunden
- Anzahl der M&A-Transaktionen in der Zulieferindustrie steigt
wieder deutlich und hat bereits Vorkrisenniveau erreicht
- Der Anteil reiner Finanztransaktionen nimmt seit der Krise
stetig ab - strategische Investoren gewinnen an Bedeutung
- Investoren aus den Schwellenländern - vor allem aus China -
drängen verstärkt auf den Europäischen Markt
- Durch die Ãœbernahme solider Unternehmen verbessern chinesische
Zulieferer ihre Wettbewerbsposition auf dem internationalen
Markt
Obwohl während der Automobilkrise in den Jahren 2008 und 2009
weltweit rund 350 Automobil-Zulieferer Insolvenz anmeldeten, hat eine
Konsolidierung der Branche kaum stattgefunden. Der Markt kommt nun
allerdings vor allem durch chinesische Investoren in Bewegung, die
sich längst nicht mehr auf günstige Zukäufe angeschlagener
Unternehmen fokussieren. Strategische Investoren aus China suchen
gezielt nach westlichen Unternehmen, mit denen sie ihre eigene
technologische Wettbewerbsposition verbessern können. Dies ist das
Ergebnis der neuen Roland Berger Studie "Chinese Appetite - Emerging
market players are buying into the European auto supplier industry".
Nach den Krisenjahren 2008 und 2009 hat sich der Markt für die
weltweite Zulieferindustrie deutlich erholt; die Anzahl der
Insolvenzen ging signifikant zurück. Hatten 2009 in Europa etwa 100
Automobilzulieferer Insolvenz gemeldet, so waren es 2010 nur noch
rund 25. In den USA sank die Zahl der Insolvenzen in der Branche von
55 Unternehmen im Jahr 2009 auf zehn im Folgejahr. Im gleichen
Zeitraum gingen die Insolvenzmeldungen in Japan von 70 Unternehmen
auf rund 25 zurück.
"Seitdem sich die Automobilmärkte weltweit stabilisiert haben,
kommen immer mehr Unternehmen auf den Markt, die nicht aus einer
Zwangslage - wie etwa einer Insolvenz - heraus verkauft werden",
erklärt Marcus Berret, Partner bei Roland Berger Strategy
Consultants. Von der Insolvenz waren im vergangenen Jahr vor allem
Zulieferer betroffen, die sich schon im Besitz von Finanzinvestoren
befanden und von der Unterstützung durch Automobilhersteller
besonders abhängig waren.
Insolvenzen ohne Marktbereinigung
Auch die Zulieferer, die in den Krisenjahren Insolvenz anmelden
mussten, wurden überwiegend weitergeführt und anschließend veräußert.
Eine Konsolidierung im Sinne einer Marktbereinigung blieb weitgehend
aus. "Verantwortlich dafür sind vor allem die Automobilhersteller",
erklärt Berger-Experte Berret. "Denn ihre Strategie liegt darin, die
Marktanteile jedes einzelnen Zulieferers je nach Produktsegment unter
maximal 40 Prozent zu halten. Zu große Marktanteile in einem
bestimmten Marktsegment würden zu einer Übermacht der Zulieferer
führen. Entsprechend könnten Lieferanten die Produktpreise selbst
bestimmen - zu Lasten der Abnehmer."
Neue Spielregeln für Übernahmen
Insgesamt nimmt die weltweite Zahl der M&A-Transaktionen in der
Zuliefersparte weiter zu. Im Krisenjahr 2009 wurden 302 Ãœbernahmen
von Zulieferbetrieben weltweit abgeschlossen; im Jahr 2010 waren es
341 - Tendenz steigend. "Der Markt für M&A-Transaktionen hat sich
erholt und mittlerweile das Vorkrisenniveau erreicht. Dies liegt
hauptsächlich daran, dass sich die generellen Marktbedingungen für
Übernahmen erheblich verbessert haben", erläuter Roland Berger
Partner Berret.
Dabei zeichnet sich ein klarer Trend im Transaktionsmarkt ab:
Waren vor der Krise noch die Finanzinvestoren die zentralen Spieler
im Transaktionsgeschäft, verlagerte sich während der Krise der
Schwerpunkt auf industrielle, strategische Investoren. "Grund dafür
waren unter anderem die schlechten Erfahrungen der
Automobilhersteller mit den Finanzinvestoren", sagt Dirk Kohlen,
Principal bei Roland Berger. "Eine wichtige Rolle spielten außerdem
die anfälligen Finanzierungsstrukturen vieler Zulieferer, die auf die
hohe Schuldenlast reiner Finanztransaktionen aus der Vorkrisenzeit
zurückzuführen waren."
Asiatische Investoren drängen auf den Markt
Vor allem strategische Investoren aus Asien - allen voran aus
China - sind zunehmend daran interessiert, westliche Zulieferer zu
übernehmen, um sich neue Marktanteile zu sichern und technologisches
Know-How zu erwerben. Die OEMs setzen dem nur wenig entgegen, weil
sie eine weitere Qualifizierung der chinesischen Zuliefererbasis
durchaus wünschen. Gleichzeitig besteht die Hoffnung auf eine
Kombination von chinesischen Low Cost-Ansätzen mit westlicher
Technologie.
Während Übernahmen durch chinesische Investoren vor der Krise oft
an mangelnder Zahlungsbereitschaft und Professionalität scheiterten,
sieht es inzwischen anders aus, erläutert Berger-Experte Kohlen:
"Chinesische Investoren haben verstanden, dass gute Unternehmen
entsprechend viel kosten und sind mittlerweile bereit, dafür zu
zahlen. Außerdem haben sie ihre Übernahmeprozesse erheblich
professionalisiert."
Die Expansion chinesischer Zulieferer auf dem europäischen Markt
ist nicht zuletzt auf die Wirtschaftspolitik der Volksrepublik China
zurückzuführen: Im Rahmen des aktuellen Fünfjahresplans zielen
chinesische Unternehmen darauf, ihre technologische Position durch
Investitionen im Ausland zu verbessern und zu global agierenden
Marktführern in ihren jeweiligen Segmenten zu werden. So strebt die
chinesische Automotive-Branche ein Jahreswachstum von mindestens zehn
Prozent an. Bis 2012 soll die Automobilproduktion in China um 22
Prozent im Vergleich zum Vorkrisenjahr 2007 zunehmen.
Veränderung des globalen Zuliefermarktes
Diese Entwicklung wird die Verhältnisse in der Zulieferindustrie
weltweit verändern. Denn einerseits stehen die durch Übernahmen
entstandenen Unternehmen vor einem hohen Integrationsaufwand:
Zulieferer werden starke kulturelle Unterschiede überwinden und
Managementmethoden aufeinander anpassen müssen. Andererseits haben
diese Unternehmen potenziell erhebliche Wettbewerbsvorteile, erklärt
Roland Berger Partner Marcus Berret: "Chinesische Investoren verfügen
in der Regel über große Kapitalreserven, um das Unternehmenswachstum
zu finanzieren. Außerdem besteht in der Automotive-Branche die
Hoffnung, dass chinesische Zulieferer in Zukunft niedrige Kosten mit
den hohen Standards westlicher Technologie verbinden werden. Dadurch
würden sie weiter an Wettbewerbsfähigkeit gewinnen und ihren
Marktanteil deutlich ausbauen."
Die Studie können Sie kostenlos bestellen unter:
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Roland Berger Strategy Consultants, 1967 gegründet, ist eine der
weltweit führenden Strategieberatungen. Mit rund 2.000 Mitarbeitern
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