(ots) - Gefährliche Illusionen
Die Schreckensnachrichten vom Hindukusch reißen nicht ab: Die Zahl
der zivilen Opfer hat im ersten Halbjahr einen bitteren Rekord
erreicht. Rund 1500 Männer, Frauen und Kinder wurden getötet. Für 80
Prozent der Toten machen die Vereinten Nationen die Taliban
verantwortlich. Hier zeigt sich, dass die Fanatiker vor keiner
Grausamkeit zurückschrecken.
US-Präsident Obama muss sich angesichts der steigenden Zahl
ziviler Opfer fragen lassen, wie er darauf kommt, dass sich die
Sicherheitslage Afghanistans verbessert haben soll. Damit hat Obama
die Einleitung des Truppenabzugs gerechtfertigt. Doch die Realität
ist eine andere. Wenn selbst der mächtige Bruder des afghanischen
Präsidenten Karsai von den Extremisten ermordet wird, fällt es
schwer, das Gerede von geschwächten Taliban zu glauben. Die
Extremisten schaffen es gar, selbst eine Trauerfeier des Karsai-Clans
anzugreifen.
Dieses brutale Vorgehen legt eine weitere Illusion offen: In
Europa ist es schick geworden, von Friedensgesprächen mit den Taliban
zu träumen. Angeblich sollen Karsai und die USA seit Längerem mit den
Radikalislamisten verhandeln. Die Befürchtung liegt aber nah, dass
dort über die Kapitulation gesprochen wird, über die des Westens.
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