(ots) - Loveparade 2010 in Duisburg: 21 Menschen kommen bei
einer Massenpanik ums Leben, über 500 werden verletzt. Das Vertrauen
in die Sicherheit bei Großveranstaltungen ist aber nach wie vor
ungebrochen: In einer Forsa-Umfrage geben 92 Prozent der Befragten
an, dass die Ereignisse in Duisburg keinen Einfluss auf die
Häufigkeit ihrer Teilnahme an Großveranstaltungen haben.* Doch
während die Menschen deutschlandweit schon längst wieder zu
Konzerten, Festivals und Partys mit mehreren tausend Besuchern
pilgern, ist die Schuldfrage in Duisburg noch immer nicht geklärt.
Die Samstags-Dokumentation "Die Duisburger Loveparade - Eine amtlich
genehmigte Katastrophe?" (am 23. Juli um 22:10 Uhr bei VOX) macht ein
Jahr nach dem Unglück eine Bestandsaufnahme. Mit Hilfe von teilweise
noch unveröffentlichtem Filmmaterial und zum Teil exklusiven
Interviews mit Helfern rekonstruiert die 90-minütige Dokumentation
die Ereignisse vor, während sowie nach der Loveparade und zeigt,
welche Fehler zu der Katastrophe geführt haben. Zu Wort kommen auch
der Oberbürgermeister der Stadt Duisburg Adolf Sauerland und der
Loveparade-Veranstalter Rainer Schaller, der erklärt: "Ich habe als
Veranstalter eine moralische Verantwortung, denn ohne die
Veranstaltung wären die Menschen nicht gestorben." SPIEGEL TV spricht
außerdem mit Augenzeugen und Angehörigen der Opfer und zeigt, wie ihr
Leben ein Jahr nach der Katastrophe aussieht.
Laurentius Kolodziej war der leitende Notarzt bei der Loveparade
in Duisburg. Er beklagt exklusiv gegenüber der Samstags-Dokumentation
nicht nur, dass er in die Vorbereitungen nicht mit einbezogen wurde,
sondern auch die schlechte Organisation vor Ort. "Als ich morgens
ankam, wurde mir mitgeteilt, dass ich keinen Piepser und kein
Funkgerät zur Verfügung gestellt bekomme." Auch seine Bedenken
bezüglich des eingezäunten Geländes wurden ignoriert: "Als ich dann
am Mittag einem hohen Mitglied der Feuerwehrleitung gesagt habe, dass
ich als leitender Notarzt die Sanitätsstellen nicht anfahren kann,
weil dieser Zaun da ist, wurde mir gesagt: ,Wissen wir.'" Sein Fazit:
"Die Loveparade steht für mich für falschen Ehrgeiz von Politikern."
Auch für Sicherheitsforscher Dirk Oberhagemann, der die gesamte
Veranstaltung für ein Forschungsprojekt von einem Hochhaus filmte und
der in der Samstags-Dokumentation seine neuesten Erkenntnisse über
die Entstehung der Katastrophe vorstellt, war die Katastrophe
absehbar: "Es sind Menschen gestorben, weil eine Veranstaltung auf
einem nicht durchführbaren Gelände gewollt wurde." Einen Vorwurf, den
Oberbürgermeister Adolf Sauerland rigoros abwehrt: "Das war keine
Genehmigung, wo man auf Druck von außen gesagt hat: Wir lassen hier
Fünfe gerade sein. Nein, wir haben auf unsere Rechtposition immer
hingewiesen und beharrt und haben dafür gesorgt, dass die auch alle
erfüllt werden." Der von vielen nach dem Unglück geforderte Rücktritt
kommt für den Politiker deshalb auch weiterhin nicht infrage.
Duisburger Bürger versuchen nun mittels einer Unterschriftenaktion
Sauerland aus dem Amt zu zwingen. Vor wenigen Tagen gestand der
schwer unter Druck stehende Oberbürgermeister erstmals seine
moralische Verantwortung ein und entschuldigte sich öffentlich bei
Angehörigen und Geschädigten der Katastrophe. Die Staatsanwaltschaft
spricht mittlerweile öffentlich von einer "rechtswidrigen Genehmigung
der Loveparade", ermittelt gegen 16 Personen. Rainer Schaller und
Adolf Sauerland sind nicht darunter. In der Samstags-Dokumentation
verkündet der Duisburger OB selbstbewusst: "Ich habe für mich
entschieden dass ich so lange im Amt bleibe wie ich gewählt bin!
Außer man weist mir vorher nach, dass in meinem Verantwortungsbereich
Dinge passiert sind, die zu dieser Katastrophe geführt haben, ohne
auch dass ich selbst dafür unterschrieben habe, es braucht nur in
meinem Verantwortungsbereich passiert zu sein." Während die Suche
nach den Verantwortlichen weitergeht, versuchen die Angehörigen der
Opfer bis heute das tragische Unglück zu verarbeiten. "Ich habe das
Problem, dass ich nicht akzeptiere oder immer noch nicht wahrhaben
will, dass er nicht mehr nach Hause kommt, dass er nicht mehr da
ist", so Klaus Peter Mogendorf, dessen 21-jähriger Sohn Eike am 24.
Juli 2010 bei der Loveparade ums Leben kam.
Die Samstags-Dokumentation "Die Loveparade von Duisburg - Eine
amtlich genehmigte Katastrophe?" am 23. Juli um 22:10 Uhr bei VOX
Weitere Informationen zur Samstags-Dokumentation finden Sie im
VOX-Pressezentrum unter http://kommunikation.vox.de !
* Forsa-Umfrage vom 8. bis 11. Juli 2011 unter 726 Erwachsenen ab
14 Jahren, die mindestens ein Mal im Jahr an einer Großveranstaltung
teilnehmen
Pressekontakt:
Rückfragen: VOX Kommunikation und Presse, Julia Kikillis, Tel.:
0221/456-81505
Bei Fotowünschen: VOX Bildredaktion, Lotte Lilholt, Tel.:
0221/456-81512