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Private Banking im Umbruch

ID: 443217

(ots) -

- Verwaltete Kundenvermögen wachsen um 10%
- Profitabilität der Banken verbessert sich, Margen aber weiterhin
unter Druck
- Kunden differenzieren stärker als vor der Krise, Marktanteile
dadurch in Bewegung
- McKinsey Private Banking Survey 2011

Das Geschäft der deutschen Banken mit vermögenden Privatkunden hat
sich im vergangenen Jahr spürbar erholt. Die verwalteten Kundengelder
sind zum zweiten Mal in Folge mit 10% stark gewachsen. Die Gewinne
der Banken sind zum ersten Mal seit der Krise wieder gestiegen.
Gleichzeitig befindet sich der Markt im Umbruch: Kunden
differenzieren stärker als vor der Krise und zeigen eine erhöhte
Wechselbereitschaft. Dadurch öffnet sich am Markt die Schere zwischen
den als kundenorientiert, leistungsstark und vertrauenswürdig
empfundenen Anbietern und den übrigen. Dies sind zentrale Ergebnisse
für Deutschland aus dem internationalen Private Banking Survey von
McKinsey & Company. Die Unternehmensberater analysierten dafür eine
Befragung unter weltweit rund 160 Banken aus 26 Ländern.

Verwaltete Kundenvermögen um 10% gewachsen

Nicht nur in Deutschland, auch europaweit profitierte die Branche
2010, wie bereits 2009, von der Erholung der Finanzmärkte. Die
verwalteten Vermögen (Assets under Management, AuM) stiegen in Europa
um 9%. Davon stammten 7 Prozentpunkte aus den Kursgewinnen an den
Kapitalmärkten, nur 2 Prozentpunkte fußten auf frisch angelegten
Kundengeldern (Netto-Mittelzuflüssen).

Zum Vergleich: In Deutschland wuchsen die verwalteten Beträge um
10%, da zu den 7 Prozentpunkten Marktperformance hierzulande 3
Prozentpunkte an neuen Kundengeldern gewonnen werden konnten. Da die
Finanzmärkte sich bereits 2009 in guter Verfassung gezeigt hatten,
sind bei den vermögenden Privatkunden die starken Verluste des




Krisenjahres 2008 inzwischen weitgehend ausgeglichen.

Deutsche setzen auf Aktien, Beratung gewinnt an Bedeutung

Die vermögenden Privatkunden in Deutschland setzen dabei stärker
auf Aktien, als dies dem europäischen Durchschnitt im Private Banking
entspricht. Während hierzulande 30% der verwalteten Vermögen in
Aktien und Aktienfonds stecken, sind es in Europa insgesamt nur 26%.
25% der Gelder sind in Deutschland in Rentenpapieren angelegt
(Europa: 26%), 30% in Cash und Geldmarktfonds (Europa: ebenfalls
30%), der Rest verteilt sich auf alternative Investments, Mischfonds
und sonstige Anlagen. Der Fondsanteil ist bei einem Viertel der
verwalteten Kundengelder konstant geblieben. Der Marktanteil der
meist passiv gemanagten börsennotierten Fonds (ETFs) an den AuM stieg
hingegen 2010 um rund die Hälfte, blieb aber immer noch auf relativ
niedrigem Niveau (3% der AuM bei europäischen Privatbanken).

Hochwertige, individuell auf den Kunden ausgerichtete Beratung und
Vermögensverwaltung haben seit der Krise an Bedeutung gewonnen.
Vermögensverwaltungs- wie auch Beratungsmandate sind jeweils um mehr
als 10% gewachsen. Insbesondere Beratungsmandate, bei denen die
Privatbank das Kundenportfolio auf die Stimmigkeit mit dem
Kundenprofil und der Marktmeinung der Bank laufend überprüft sowie
entsprechende Anlageempfehlungen ausarbeitet und dafür eine laufende
Beratungsgebühr vereinnahmt, legten bereits im dritten Jahr in Folge
überdurchschnittlich zu. In Deutschland ist ihr Anteil an den AuM von
6% im Jahr 2008 auf nun 8% gewachsen. Damit liegt er aber immer noch
deutlich unter dem europaweiten Schnitt von 17%. Dies zeigt die
Wachstumschancen in Deutschland.

Banken profitabler, aber Margen weiterhin unter Druck

Im Geschäft mit vermögenden Privatkunden erreichten die Banken
2010 erstmals wieder höhere Gewinne - sie stiegen in Europa um rund
35%. Die Gewinne der Branche liegen damit aber immer noch ein Drittel
unter dem Niveau von 2007, dem Jahr vor der Finanzkrise. Die
Gewinnmargen sind dabei in Europa von ihrem langjährigen Niveau von
35 Bp (Basispunkte, entspricht 0,35 Prozentpunkten) der verwalteten
Vermögen im Jahr 2009 auf 20 Bp eingebrochen und haben sich auch 2010
nur auf 24 Bp erholt. Auch die untersuchten deutschen Privatbanken
konnten ihre Gewinnmargen 2010 ausweiten: von 12 auf 16 Bp. Damit
hinken sie aber ihren europäischen Kollegen immer noch hinterher.
Daran änderte auch nichts, dass die hiesigen Institute ihre
Kostenquote (Cost-Income Ratio) von 85 auf 78% verbesserten. Zum
Vergleich: Im europäischen Durchschnitt operieren die Banken mit
einer Ratio von aktuell nur 71%. Das liegt weniger an den Kosten, die
mit 56 Bp in Deutschland dank Restrukturierungen sogar gesunken sind
und leicht unter dem europäischen Schnitt von 59 Bp liegen. Die
deutschen Banken konnten allerdings bei den Umsätzen im Verhältnis
zum verwalteten Vermögen nicht mit dem europäischen Durchschnitt
mithalten: Hier erreichen deutsche Banken nur 72 Bp (2009: 76 Bp),
während es im europäischen Durchschnitt 83 Bp sind (2009: 84 Bp).
Grund: Die deutschen Banken erzielen einen geringeren Anteil an
höhermargigen Verwaltungs- und Beratungsmandaten sowie alternativen
Anlageprodukten als ihre Wettbewerber.

Kunden differenzieren stärker, Marktanteile sind in Bewegung

Ein Trend, der sich bereits in den Vorjahren abzeichnete, hat sich
erneut bestätigt und verstärkt: "Die Schere in Deutschland zwischen
den als kundenorientiert, leistungsstark und vertrauenerweckend
geltenden Anbietern und dem Rest des Marktes öffnet sich weiter",
sagt Jens Hagel, McKinsey-Partner und Co-Autor des Surveys. "Die
Kunden sind seit der Finanzkrise anspruchsvoller geworden und haben
ihre Wechselbereitschaft erhöht. Das Ausmaß der
Marktanteilsverschiebungen hat ein Rekordhoch erreicht. Banken, die
ihr Geschäftsmodell konsequent weiterentwickelt und am Kunden
ausgerichtet haben, zählen zu den Gewinnern." Während das obere
Drittel der Banken in der Befragung 2010 9% Nettomittelzuflüsse
verzeichneten, hat das untere Drittel der Banken im Schnitt 7% an
Kundengeldern netto verloren.

Auf die Frage, woran die Häuser im Private Banking aktuell
arbeiten, nennt Jens Hagel fünf Bereiche: erstens die Verbesserung
der Transparenz und Qualität der Kundenberatung, um eine aktive
Vermögensbetreuung attraktiver zu machen; zweitens, eine stärkere
Differenzierung der Angebote und Betreuungsmodelle nach einzelnen
Kundensegmenten; drittens die Erhöhung der Effektivität und
Produktivität der Kundenberater - führende Banken erzielen dabei im
Geschäft mit vermögenden Privatkunden in Deutschland viermal so hohe
Umsätze pro Berater wie die Banken im unteren Drittel; viertens die
weitere Verbesserung des Risikomanagements und der regulatorischen
Compliance; fünftens die Arbeit an anpassbaren Plattformen, die eine
bessere Kundenzufriedenheit und gleichzeitig Kosteneffizienz
ermöglichen.

Insgesamt ist das Geschäft mit vermögenden Privatkunden seit der
Krise deutlich anspruchsvoller geworden. Die Wachstumsaussichten sind
für das deutsche Private Banking trotzdem positiv. Der Druck auf
Offshore-Bankenplätze wird zu weiteren Rückflüssen von Kundengeldern
aus der Schweiz und Luxemburg nach Deutschland führen. Darüber hinaus
haben Kunden seit der Krise ein verstärktes Interesse an guter
Beratung und Vermögensverwaltung.

Hintergrund

Für die Studie wurden 160 Banken mit unterschiedlichen
Geschäftsmodellen in 26 Ländern befragt. Analysiert wurden die
Finanzdaten des Geschäftsjahres 2010 sowie qualitative Daten zu
Organisation, Produkt- und Serviceangebot, Beratungsmodell sowie
Risikomanagement.

McKinsey & Company ist die in Deutschland und weltweit führende
Unternehmensberatung für das Topmanagement. 26 der 30 DAX-Konzerne
zählen aktuell zu den Klienten. In Deutschland und Österreich ist
McKinsey mit Büros an den Standorten Berlin, Düsseldorf, Frankfurt am
Main, Hamburg, Köln, München, Stuttgart und Wien aktiv.



Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an:
Kai Peter Rath, Telefon 0211 136-4204,
E-Mail: Kai_Peter_Rath(at)mckinsey.com


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Datum: 19.07.2011 - 11:00 Uhr
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