(ots) - Krimi und Tragödie
Dass es so weit kommen muss: Brüssel macht Deutschland und anderen
EU-Staaten mit Kernkraftwerken Dampf, endlich eine Lösung für die
Lagerung von Atomschrott zu finden. Für eine solche Initiative ist es
höchste Zeit. Und sie ist ein Armutszeugnis: Der Schritt erfolgt mehr
als 50 Jahre nach der ersten Inbetriebnahme eines Meilers in Europa.
Welch ein Beleg für fahrlässigen Umgang mit hochriskanter
Technologie.
Jedes Jahr fallen in den rund 140 Kernkraftwerken in der EU etwa
7000 Kubikmeter hoch radioaktiven Atommülls an. Deponiert wird dieser
Abfall unzulänglich in Zwischenlagern. Und nur in drei EU-Staaten,
Finnland, Frankreich, Schweden, ist der Bau eines Endlagers in
Sichtweite. Der EU-Energiekommissar lobt den Brüsseler Kompromiss als
"umfassendes Drehbuch" in der Atommüll-Frage. Bei der aktuellen
Ausgangslage deutet einiges darauf hin, dass unter der Regie der
EU-Staaten ein Krimi oder gar eine Tragödie entsteht.
Zumindest, wenn alle so zaudern wie die Deutschen: Knapp
dreieinhalb Jahre bleiben Berlin gemäß EU-Richtlinie noch, um
konkrete Endlager-Pläne vorzulegen. Jetzt rächt sich, dass die
Entscheidung über die Entsorgung des Atommülls wie ein Wanderpokal
von Regierung zu Regierung weitergereicht und eine parallele
Standortsuche nicht in Betracht gezogen wurde. Das für Ende des
Jahres angekündigte Gesetz muss für Klarheit sorgen.
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