(ots) - Ein anlässlich der Aids-Konferenz in Rom
veröffentlichter Bericht von Ärzte ohne Grenzen zeigt eine
erschreckende Entwicklung. Zahlreiche Pharmafirmen fahren freiwillig
gewährte Preisnachlässe auf lebenswichtige HIV/Aids-Präparate in
Ländern mit mittlerem Einkommen zurück. Dazu gehören das unter dem
Namen ViiV firmierende Gemeinschaftsunternehmen von GlaxoSmithKline
und Pfizer, die Firmen Tibotec / Johnson & Johnson, Merck und Abbott.
In der Konsequenz werden weniger HIV-positive Menschen behandelt
werden können. Durch dieses Vorgehen besteht die akute Gefahr, dass
in vielen Ländern Lateinamerikas, Nordafrikas sowie Zentral- und
Südostasiens Preise für HIV/Aids- Medikamente erheblich steigen
werden. Diese Regionen sind gegenüber den Industriestaaten allerdings
wirtschaftlich benachteiligt und verfügen nur über ein sehr
begrenztes Budget, um Gesundheitsdienste zu finanzieren. Dazu kommen
die Auswirkungen der Finanzkrise, die nicht nur nationale Haushalte
belasten, sondern auch gerade hier zu einem Rückgang der erhaltenen
Entwicklungshilfe führten. In der Konsequenz besteht die Gefahr, dass
laufende Behandlungsprogramme zurückgefahren werden. Dies steht im
Widerspruch zu internationalen Bestrebungen: erst kürzlich haben die
Vereinten Nationen das Ziel bekräftigt, bis 2015 allen bedürftigen
Menschen universellen Zugang zu HIV/Aids-Behandlung zu gewährleisten.
"Pharmaunternehmen wie ViiV, Tibotec, Merck oder Johnson&Johnson
zeigen einmal mehr, dass ihr vorrangiges Interesse Profit und nicht
die Gesundheit der Menschen ist. HIV/Aids-Medikamente müssen ein
Leben lang eingenommen werden. Die nun deutlich steigenden Preise
können Menschenleben kosten", so Sylvia Urban, Sprecherin des
Aktionsbündnis gegen Aids und Vorstand der Deutschen Aidshilfe.
Das Aktionsbündnis gegen AIDS wird eine Gefährdung von
Menschenleben durch die Pharmaindustrie nicht hinnehmen. "Wir sehen
die aktuellen Entwicklungen sehr kritisch und werden uns auch beim
deutschen und internationalen Pharmaverband dafür einsetzen, dass
universeller Zugang zu HIV/Aids-Behandlung für ALLE Menschen wirklich
erreicht wird. Auch die Pharmaindustrie muss ihren Beitrag dazu
leisten!", so Albert Petersen, Vorsitzender des Fachkreises Pharma
des Aktionsbündnis gegen Aids. Im Aktionsbündnis gegen AIDS haben
sich zurzeit über 100 Nichtregierungsorganisation der Aids- und
Entwicklungszusammenarbeit sowie mehr als 280 lokal engagierte
Gruppen zusammengeschlossen. Zu den zentralen Anliegen gehören die
angemessene Beteiligung Deutschlands an der Finanzierung der globalen
Antwort auf die HIV-Epidemie und die Verwirklichung des allgemeinen
Zugangs zu umfassenden Präventionsprogrammen sowie wirksamer
Therapie, Betreuung und Unterstützung als unverzichtbarer Bestandteil
des Grundrechts aller Menschen auf die Erreichung des bestmöglichen
Gesundheitszustandes.
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