(ots) - Norwegens 11. September
Norwegen, ausgerechnet das weltoffene und unschuldig wirkende
Land, ist mitten in der Urlaubszeit im Mark getroffen. Die perfiden
und koordinierten Terroranschläge haben im Herzen Oslos ein Blutbad
angerichtet. Selbst das Büro von Ministerpräsident Stoltenberg wurde
verwüstet. Und der tödliche Angriff auf das Jugendzeltlager, das
Stoltenberg besuchen wollte, nährt den Verdacht, dass der Horror des
Terrors noch schlimmere Dimensionen hätte annehmen können.
Norwegen ist im Ausnahmezustand, aufgewühlt, geschockt, verstört.
Der 22. Juli markiert den schlimmsten Tag in der Geschichte des
Landes seit dem Zweiten Weltkrieg. Es ist Norwegens 11. September.
Ein schwacher Trost ist, dass das Land auf das Mitgefühl und die
Solidarität der übrigen freien Welt bauen kann.
Noch ist unklar, wer die Drahtzieher der Terrorwelle waren. Zum
möglichen Täterkreis könnten militante Rechtsradikale zählen, doch
das wäre ein Novum. Die Terroranschläge tragen zumindest die
Handschrift islamistischer Fanatiker. Diese Vermutung wird dadurch
gestärkt, dass etwa Al-Kaida den Skandinaviern schon oft gedroht hat
- mal wegen der Afghanistan-Mission der NATO, mal wegen der
Mohammed-Karikaturen. Viele Fanatiker konnten seit dem 11. September
2001 ausgeschaltet werden, in Schweden, Dänemark, in Norwegen. Doch
die Gefahr ist nicht gebannt. Es gibt keinen Anlass zur Panik, aber
die Demokratien müssen weiterhin ihre Wehrhaftigkeit zeigen.
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