(ots) - Traurige Rituale
Die Debatte um mögliche Konsequenzen aus den Anschlägen von
Norwegen offenbart vor allem eins: Hilflosigkeit. Viele Politiker
scheinen nicht das Rückgrat zu haben, den Menschen die beunruhigende
Wahrheit ins Gesicht zu sagen. Es gibt gegen wirre, zu allem
entschlossene Fanatiker kein Patentrezept. Also überschlagen sich die
Volksvertreter mit Vorschlägen, die Tatkraft und Durchblick beweisen
sollen. Das traurige Ritual ist sattsam bekannt, das nach unfassbaren
Straftaten immer aufs Neue beginnt. Mehr Verbote, mehr Polizei, mehr
Daten lautet der politische Dreiklang. Auch die Brüsseler
Sicherheitsexperten bekleckern sich bisher nicht mit Ruhm.
Es verwundert schon, dass die EU jetzt radikalisierte Einzeltäter
verstärkt in den Fokus nehmen will. Dass es ihn gibt, ist nun
wahrlich keine neue Erkenntnis. Geheimdienste in aller Welt warnen
seit Jahren vor Terroristen, die ohne Bezug zu einem Netzwerk auf
eigene Faust losschlagen könnten. Vielversprechender ist da schon der
Ansatz, den rechtsradikalen Brandstiftern in Europa politisch
energischer die Stirn zu bieten. In vielen Ländern der EU haben
inzwischen leider Politiker Erfolg, die Ängste in der Bevölkerung
aufgreifen und Argwohn oder sogar Hass auf alles Fremde schüren. Die
verquere Ideologie der Rechtspopulisten lieferte auch Versatzstücke
für Anders Behring Breivik, der sich daraus sein völlig verzerrtes
Weltbild zusammenfügte.
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