(ots) - In den Konzernzentralen der Mitleidsindustrie
dürften derzeit die Sektkorken knallen. Endlich kann man der
Öffentlichkeit wieder frische Fotos von hungernden schwarzen Kindern
in Afrika zeigen, die mit großen Augen um Hilfe bitten. Diese Fotos
sind herzzerreißend. Genau deshalb setzen alle Spendensammler auf
ihre Wirkung. Sie werden unfehlbar die Konten von UNICEF und Co.
füllen. Dabei sind die in vielen Fällen schon bestens gefüllt.
Beispiel UNICEF-Deutschland: Die Bilanz des Unternehmens weist für
2010 einen Kassenbestand und Guthaben bei Kreditinstituten von 37,1
Millionen Euro aus. Bei Spendeneinnahmen von 92,5 Millionen Euro ist
es kein Wunder, dass man dort offenbar nicht mehr weiß, wohin mit dem
Geld. Um das hereinzubekommen, wurde einiges investiert: Sechs
Millionen Euro sind bei UNICEF 2010 für Öffentlichkeitsarbeit und
Werbung ausgegeben worden. Dafür hat bis Juni 2010 Regine Stachelhaus
als tüchtige Geschäftsführerin mit Bezügen von 120.000 Euro pro Jahr
gesorgt. Dann hat sie den Job gewechselt und ist Vorstandsmitglied
bei dem bekannten Konzern Eon AG geworden. Immerhin: Diese Zahlen
veröffentlicht UNICEF, man kann dem Unternehmen nicht absprechen,
transparent zu sein. Man darf aber die Frage stellen: Welche Ziele
stehen eigentlich bei den Aufrufen der industriellen Spendensammler
im Vordergrund? Die eigene Existenz finanziell abzusichern oder
tatsächlich den Menschen in Afrika zu helfen? Es wird eine Melange
aus beidem sein. Man verdient eben ganz gut am Mitleid der Menschen,
und man kann ja auch helfen. Da darf man dann auch Bilder zeigen, die
gegen die Verpflichtung des Spendensiegels verstoßen. Erklärt
plakative, stark emotionalisierende und Mitleid erregende oder sogar
die Menschenwürde verletzende Fotos seien unseriös. Welch eine
grandiose Heuchelei greift da Platz. Erreichen die Spenden ihr Ziel?
Man darf skeptisch sein. Im März 2010 haben die Vereinten Nationen in
einem Report über Somalia festgestellt, dass nahezu die Hälfte der
gesamten Nahrungsmittelhilfe des Welternährungsprogramms ihren
eigentlichen Bestimmungsort nicht erreicht hat. Sie ist in den Händen
von Warlords, deren Geschäftspartnern und lokalen Mitarbeitern
gelandet. Vor diesem Hintergrund sollte auch das totale Versagen der
westlichen Entwicklungspolitik in Afrika nicht aus dem Blickfeld
geraten. Den Menschen ist nicht nachhaltig geholfen, wenn sie nur
immer wieder von den Bürgern der Industriestaaten gefüttert werden.
Wenn die afrikanischen Eliten sich wie seit Jahrzehnten in weiten
Teilen als unfähig, korrupt und/oder politisch oder religiös verbohrt
erweisen, sollte die sogenannte Entwicklungshilfe eingestellt werden.
Mit dem Geld können die westlichen Staaten in den vorhersehbaren
Krisen helfen. Bedeutet das alles, wir sollten nicht mehr spenden?
Nein, das bedeutet es nicht. Die armen Menschen leiden bitterste Not.
Wir müssen helfen, auch wenn einen Afrika verzweifeln lässt.
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