(ots) - Zurück in die Schmuddelecke
Ja, Breivik hat mögliche Anschlagsziele in seinem "Manifest"
benannt. Daraus aber akute Terrorgefahr abzuleiten wäre Panikmache.
Bewusst wollte er den Eindruck vermitteln, für Gleichgesinnte eine
Anleitung zu Angst und Schrecken verfasst zu haben. Doch gibt es
diese Gleichgesinnten überhaupt? Nach bisherigem Erkenntnisstand
nicht. Breivik ist alleiniger Verfechter seiner Ideologie. Seine
Schrift bietet vor allem eins: Einblick in das gestörte Weltbild
eines Massenmörders und wie ein solches Weltbild entstehen konnte.
Wenn nun Rechtspopulisten wie Geert Wilders beklagen, durch
Nennung im "Manifest" zu Unrecht in den Fokus gerückt worden zu sein,
dann ist ihnen Mangel an Realitätssinn vorzuwerfen. Es ist auch
Wilders' ausländerfeindliches Gerede, das mit bequemen Antworten auf
Probleme moderner Gesellschaften den Nährboden für Neo-Faschismus
bereitet. Breiviks Tat ist nur eine extreme Form des Hasses auf
multikulturelle Gesellschaften.
Egal ob Niederlande, Frankreich oder Finnland: Mit ähnlichen
Argumenten wie Wilders haben es rechte Populisten in die Mitte der
Gesellschaft, sprich in die Parlamente, geschafft. Angesichts des
Massakers ist es notwendig, wieder kritischer mit den Rechten ins
Gericht zu gehen. Denn sie gehören nicht in Parlamente demokratischer
Gesellschaften, sondern in die politische Schmuddelecke. Das wäre
dann etwas, was Breivik mit seinem "Manifest" nicht bewirken wollte.
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