(ots) - Unrealistisches Ziel
Ein starres Eintrittsalter kann nicht die Lösung des
Rentenproblems sein. Erstens liegt die höhere Lebenserwartung
insgesamt auch an der drastisch gefallenen Säuglingssterblichkeit.
Nicht jeder Einzelne wird also zwingend älter, sondern die
Gesamtheit. Zweitens bedeutet länger zu leben nicht, in der Zeit auch
arbeitsfähig zu sein. Viele werden älter, obwohl sie krank sind und
ihren Dienst mitnichten noch verrichten können.
Standardmäßig bis 70 zu arbeiten ist deshalb ein unrealistisches
Ziel. Keiner, der Sozialpolitik verantwortungsbewusst betreibt, darf
mit solchen Spannen rechnen. Vielmehr kommt es auf Flexibilität an,
also erleichterte Zuverdienstmöglichkeiten im Alter oder ergänzende
Sparvarianten in der Erwerbsphase, die aber bitte simpler als das
Riester-Konstrukt ausfallen müssen. Auch ist fraglich, ob es wirklich
eine gute Idee ist, die kargen Renten der Zukunft anders als früher
voll zu versteuern. Wer einmal eine halbwegs spürbare Rente erhält,
könnte nach Jahrzehnten des Einzahlens kaum besser dastehen als ein
Empfänger von Sozialleistungen. Die nächste, gravierende
Renten-Ungerechtigkeit wäre garantiert.
Nicht über einen Kamm zu scheren ist derweil das jeweilige
Eintrittsalter in den EU-Staaten. Wer dies vergleicht, muss
mindestens auch Rentenhöhen und Erwerbsquote einbeziehen. Hier hat
jedes Land seine eigene Lösung zu finden. Druck der EU kann dabei
durchaus helfen.
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