(ots) - Die vom
Bundeslandwirtschaftsministerium vorgeschlagenen Fischereimaßnahmen
in den Meeresschutzgebieten der Nord- und Ostsee verstoßen gegen
europäisches und deutsches Naturschutzrecht. Zu diesem Schluss kommt
eine heute von Greenpeace vorgelegte Rechtsexpertise. Die vom
Bundesministerium geplanten Maßnahmen würden die Stellnetze in den
NATURA 2000-Schutzgebieten weiterhin erlauben. In den Netzen
verheddern sich in großer Zahl Schweinswale, die dann qualvoll
ertrinken. Akustische Scheuchvorrichtungen, die sogenannten Pinger,
sollen sie von den Netzen fernhalten. Das Signal verjagt die Tiere
jedoch aus den eigens für sie eingerichteten Schutzgebieten.
Greenpeace fordert von Ministerin Ilse Aigner (CSU) den Ausschluss
der Fischerei aus den NATURA 2000-Schutzgebieten.
"Der Vorschlag ist absurd", sagt Thilo Maack, Meeresbiologe von
Greenpeace. "Erst richtet man Schweinswalschutzgebiete ein, um die
Tiere zu schützen und dann will man sie von dort vertreiben. Schutz
sieht anders aus." Auch Grundschleppnetzfischerei soll weiter in den
Schutzgebieten erlaubt bleiben. Sie zerstört seltene Steinriffe und
Sandbänke, die neben Schweinswalen Hauptgrund für die Einrichtung der
Schutzgebiete sind.
NATURA 2000-Meeresschutzgebiete besser schonen
Mit Natur-Felsbrocken hatten Greenpeace-Aktivisten vergangene
Woche erneut einen Teil des Meeresschutzgebiets "Sylter Außenriff"
vor zerstörerischer Fischerei geschützt. Bereits 2008 hatten
Aktivisten 320 Felsen im Meer versenkt. Taucher der unabhängigen
Umweltschutzorganisation haben die Meeresumwelt um die versenkten
Naturfelsen regelmäßig untersucht. Diese sind mittlerweile mit
zahlreichen Meeresorganismen bewachsen und in das natürliche Riff
integriert. Das Gebiet gilt als die deutsche Schweinswalkinderstube.
Es ist eines von zehn NATURA 2000-Meeresschutzgebieten, die
Deutschland an die Europäische Union gemeldet hat.
Obwohl das 5300 Quadratkilometer große "Sylter Außenriff" schon im
Jahr 2004 als Schutzgebiet ausgewiesen wurde, bringen Fischer dort
ihre Stell- und Schleppnetze aus. In den Stellnetzen ertrinken die
Schweinswale. Beim Fang von Schollen, Seezungen und Krabben landen
auch junge Fische und andere Meerestiere in den Maschen, die als
toter Beifang über Bord geworfen werden. Laut der Rechtsexpertise
verstößt die Stellnetzfischerei und der Einsatz von Pingern in den
Schutzgebieten gegen die europäischen und nationalen Regelungen zum
Gebiets- und Artenschutzrecht, denn ökologisch wertvolle und
besonders geschützte Gebiete sind strikt zu schützen.
Die Gemeinsame Europäische Fischereipolitik (GFP) soll bis Ende
2012 reformiert werden. Greenpeace fordert den Abbau der
Überkapazitäten in der Fischfangflotte, wissenschaftsbasierte
Fangquoten und die Ausweisung großflächiger Meeresschutzgebiete, in
denen keine Fischerei stattfindet. Nur das könnte eine Erholung für
die überfischten Bestände und ein langfristiges Überleben des
Fischereisektors sichern.
Achtung Redaktionen: Rückfragen bitte an Thilo Maack unter
0171-8780 841 oder Pressesprecher Patric Salize, Tel. 0171-8780 828.
Fotos der Aktionen vor Sylt und Unterwasserbilder der 2008 versenkten
Steine erhalten Sie unter 040-30618 377, TV-Material, auch als
Download vom FTP-Server, unter 0175-5891 718. Das Greenpeace Webzine
zu Fischerei und Schutzgebieten finden Sie unter
http://gpurl.de/V2M7d. Internet: www.greenpeace.de