(ots) - Bauwerk des Todes
Es ist gut, dass Berlin in großem Rahmen auf den Mauerbau vor 50
Jahren zurückblickt. Denn allmählich verblasst die Erinnerung daran,
dass die DDR-Führung Millionen Menschen eingesperrt und Familien
zerrissen hat. Noch können Zeitzeugen ihr Leid und ihre Schicksale
schildern. Aber wer heute eine Lehre oder das Abitur macht, für den
ist das grausame Bauwerk schon Geschichte.
Mit der Berliner Mauer verbinden sich dramatische Fluchten und
rund 600 Tote, die an der Grenze erschossen wurden oder verblutet
sind. Nicht zu vergessen ein grauer Alltag, weil die SED-Führung ein
Volk jahrzehntelang unterdrückt, entmündigt, entrechtet hat.
Erfreulicherweise sind sich alle demokratischen Parteien einig,
dass die DDR-Diktatur nicht verharmlost werden darf. Zugleich ist es
ein Skandal, dass Gesine Lötzsch als Vorsitzende der Linkspartei -
wohlgemerkt nicht eine Hinterbänklerin - immer noch versucht, den Bau
der Mauer irgendwie zu relativieren.
Heute ist das Symbol der Teilung in Berlin nur bruchstückhaft
erhalten, die Todesgrenze lediglich an wenigen Stellen noch gut
erkennbar. Psychologisch sehr verständlich, wurden die Mauersteine
direkt nach dem Ende der deutschen Teilung weitgehend abgetragen -
heute ist das bedauerlich. Denn es erschwert besonders Jüngeren, sich
diese düstere Zeit vorzustellen.
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