(ots) - Die Liebelei kam manchem gelegen
Wieder einer weniger: Der Union kommen ihre Polit-Talente derzeit
reihenweise abhanden. Besonders bitter ist das für sie im Norden, wo
die CDU nicht eben über ein Reservoir an Nachwuchshoffnungen verfügt.
Und schon bisher war die Aussicht begrenzt, bei der
Schleswig-Holstein-Wahl in neun Monaten gegen den agilen
SPD-Herausforderer Torsten Albig zu bestehen.
Christian von Boettichers politische Karriere endet damit, bevor
sie richtig begonnen hat. Seine große Stunde sollte als Nachfolger
von Peter Harry Carstensen an der Spitze der Landesregierung
schlagen. Auch auf Bundesebene versuchte er sich zusehends zu
profilieren und feilte mit Fleiß, wenn auch ohne Widerhall, an einem
konservativen Profil.
Dass er dieses Bemühen vorerst einstellen kann, liegt an seiner
Romanze - aber nicht nur. Es folgt auch daraus, dass einigen in der
Landespartei die Liebelei ihres Vorsitzenden durchaus gelegen kam.
Unter ihnen war vielleicht auch Carstensen selbst. Lange hatte er von
Boetticher gefördert, ging aber zuletzt auffallend rüde auf Distanz
zum früheren Ziehsohn.
Es schließt sich damit ein weiteres Kapitel der langen, kaum ein
Thema auslassenden Skandalgeschichte der schleswig-holsteinischen
Politik. Nach einem atemberaubenden Thriller (Barschels Tod), einem
Wirtschaftskrimi (U-Boot-Affäre), einem menschlichen Drama um Sturz
und Verrat (Simonis' Wahl) lieferte Kiel diesmal ein filmreifes Stück
über die Liebe.
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