(ots) - Reporter ohne Grenzen (ROG) wiederholt seine
Forderung nach einer umgehenden, bedingungslosen Freilassung des
ägyptischen Bloggers Maikel Nabil Sanad. Der Gesundheitszustand des
inhaftierten Cyberdissidenten ist äußerst besorgniserregend, nachdem
Sanad am 23. August 2011 in den Hungerstreik getreten war.
Mittlerweile wurde Sanad in das Krankenhaus des El-Marg-Gefängnis
von Kairo verlegt und ihm wurde Glukose zugeführt. Der 25-Jährige
verweigert allerdings weiter die Einnahme von Medikamenten, die er
wegen seiner Herzkrankheit nehmen muss. Er kündigte zudem an, erneut
in den Hungerstreik treten zu wollen, um den Protest gegen seine
unrechtmäßige Gefängnisstrafe fortzusetzen.
Für den aktuellen kritischen Gesundheitszustand von Sanad macht
ROG den Obersten Rat der ägyptischen Streitkräfte verantwortlich:
"Auch wenn der Hungerstreik eine persönliche Entscheidung des
Bloggers ist, so sind die Behörden doch für die Ursache seines
Protestes verantwortlich: für die unrechtmäßige und antidemokratische
politische Inhaftierung", so ROG-Generalsekretär Jean-François
Julliard.
Sanad gilt als erster politischer Gefangener seit Beginn der
ägyptischen Revolution. Er wurde am 28. März 2011 verhaftet, nachdem
er in seinem Blog Kritik an der Armee geübt hatte. Er warf dem
Militär unter anderem vor, während der Revolution an Verhaftung und
Folter von Demonstranten beteiligt gewesen zu sein.
Dafür musste sich der Blogger und Kriegsdienstverweigerer vor
einem Militärgericht verantworten. Am 10. April wurde er wegen
Verunglimpfung der Armee, Verbreitung falscher Informationen und
Störung der öffentlichen Ordnung zu einer dreijährigen
Gefängnisstrafe verurteilt. Der Prozess fand in Abwesenheit der
Rechtsanwältin des Bloggers statt. Eine Berufung wurde
ausgeschlossen.
ROG kritisierte seinerzeit die Art des Verfahrens gegen Sanad.
Nach eigenem Bekunden strebe die ägyptische Übergangsregierung den
Aufbau einer demokratischen Gesellschaft an. Es widerspreche aber
demokratischen Standards, wenn Zivilisten vor ein Militärgericht
gestellt würden, so ROG. Es müsse außerdem möglich sein, die Armee
wie jede andere Institution des Staates zu kritisieren.
Noch könnten die ägyptischen Behörden verhindern, dass der Blogger
zum Symbol eines repressiven "post-Mubarak"-Ägypten werde, so
Julliard. Die Entlassung von Sanad wäre gleichfalls eine wichtige
symbolische Geste gegenüber der internationalen Staatengemeinschaft.
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