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Das "Wir-Gefühl", das verbindet / SOS-Kinderdorfmutter Anke Hertzsch: "Meine Berufswahl war hundertprozentig richtig"

ID: 475212

(ots) -
Anke Hertzsch hat ihre Entscheidung nie bereut. Trotz "aller
Probleme und schlafloser Nächte", sagt sie, war ihr Entschluss
"hundertprozentig richtig": Seit fünf Jahren arbeitet die gelernte
Erzieherin im SOS-Kinderdorf in Dießen, seit vier Jahren betreut sie
als SOS-Kinderdorfmutter sechs Kinder, die nun zwischen vier und
zwölf Jahre alt sind - und die sich zu einer Familie mit starkem
"Wir-Gefühl" zusammengefunden haben.

Anke Hertzsch hat ihre Familie mit sehr jungen Kindern aufgebaut:
Die Kleinen gingen mit zwei Ausnahmen alle in den Kindergarten und
waren damit in einem Alter, mit dem sich die frühere
Kindergartenleiterin bestens auskannte. Völlig neu war für sie
lediglich die Versorgung eines Säuglings: Nancy kam mit ganzen vier
Monaten ins SOS-Kinderdorf und forderte lautstark eine ganze Menge
Aufmerksamkeit ein.

Für Anke Hertzsch waren die ersten beiden Jahre die
anstrengendsten. Zum einen musste sie mit zunächst zwei, nach einem
Jahr dann bereits sechs Kindern eine Familienstruktur aufbauen,
Regeln und Alltagsroutine entwickeln. Zum anderen galt es, eine
komplette Lebensumstellung zu bewältigen. Denn wenn ihre neue Aufgabe
auch in etwa so war, wie sie sich das bei ihrer Entscheidung
vorgestellt hatte, kam das Ausmaß, in dem ihr Privatleben betroffen
war, doch überraschend: "Das kann man niemandem vorher klar machen",
sagt die SOS-Kinderdorfmutter. Zum Beispiel, wie oft eigene
Bedürfnisse hintangestellt werden - den Kindern zuliebe.

Dafür wurde aus den drei Geschwisterpaaren schnell eine neue
Familie mit gut aufeinander eingespielten Mitgliedern. So waren zum
Beispiel schon beim zweiten gemeinsamen Weihnachten Traditionen
gewachsen, deren Einhaltung die Kinder sich wünschten. Für das rasch
entstandene "Wir-Gefühl" sorgten viele gemeinsame Ausflüge, über die




die Kinder sich mit einem begeisterten "Weißt Du noch" austauschen.
Inzwischen betreut Anke Hertzsch nur noch ein Kindergartenkind, die
kleine Nancy. Alle anderen gehen zur Schule, bei den meisten steht
bald ein Schulwechsel an. Da heißt es, sich umzuschauen, welche
Schulen in Frage kommen und sich diese anzuschauen - ein Feld, das
der SOS-Kinderdorfmutter bislang noch fremd ist. Doch wie in so
vieles andere "wächst man da rein", schmunzelt sie. So auch in die
ersten Pubertätsgespräche, die demnächst anstehen. Da hilft ihr
sicher die neue Gelassenheit, die sie sich in den vergangenen fünf
Jahren erworben hat - und die Tatsache, dass sie an ihrer Aufgabe
gewachsen ist.

"Die Kinder werden immer selbstständiger"

Für Anke Hertzsch ist es faszinierend mitzuerleben, wie die Kinder
immer selbstständiger werden und Eigenverantwortung übernehmen. So
gehen sie am Samstag schon ganz alleine Brötchen kaufen oder bringen
ihre eigenen Ideen in die Familienregeln ein: Die Dienste wie Tisch
decken und Spülmaschine ausräumen etwa wechseln auf Wunsch der Kinder
nun nicht mehr wöchentlich, sondern täglich.

Die größte Veränderung, die die Familie bislang zu bewältigen
hatte, war der Abschied von einem Buben, der zu seinem leiblichen
Vater ziehen konnte. Hier war vor allem Anke Hertzschs professionelle
Ebene als Erzieherin gefragt, die auch bei anderen Schwierigkeiten,
die die Kinder aus ihrer Vorgeschichte mitbringen, zum Tragen kommt.
Dann informiert sich die SOS-Kinderdorfmutter über das anstehende
Problem und mögliche Lösungen, zieht den Fachdienst zu Rate, tauscht
sich mit der Bereichsleitung aus oder nimmt die Supervision in
Anspruch.

Zuwachs!

Mit dem Einzug der achtjährigen Vanessa im Mai dieses Jahres ist
die Familie wieder komplett. Allerdings müssen sich die Buben und
Mädchen nun wieder neu aufeinander einstellen. Die
SOS-Kinderdorfmutter schätzt, dass es noch gut ein Vierteljahr
dauert, bis alles wieder "rund läuft". Dafür wird die Familie dann
wohl lange Bestand haben. Denn wie so viele Buben und Mädchen im
SOS-Kinderdorf bleiben wahrscheinlich auch die sechs Schützlinge von
Anke Hertzsch bis zu ihrer Volljährigkeit in Dießen - bei einer
SOS-Kinderdorfmutter, die den Weg in diesen Beruf nie bereut hat.



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Datum: 07.09.2011 - 09:49 Uhr
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