(ots) - Zwei Tage nach dem 10. Jahrestag des 11. September
greifen Taliban-Kämpfer mitten in Kabul die US-Botschaft und das
Hauptquartier der Schutztruppen an.
Schutztruppen? Davon kann eigentlich keine Rede mehr sein. Ich
habe an dieser Stelle einige Male beklagt, dass es in Afghanistan bis
dato praktisch keine sicheren, befreiten Gebiete gebe und dass
Präsident Karzai im Grunde nur der Präsident von Kabul sei. Das war
offenkundig noch zu optimistisch formuliert. Wenn nun die Taliban
ganz offen das Isaf-Hauptquartier angreifen, kann man für die nahe
Zukunft des Landes nur resignativ das Schlimmste befürchten.
Bis Ende 2014 soll der Kampfeinsatz der Nato-Truppen am Hindukusch
endgültig beendet sein. Bis dahin sollen die afghanischen Truppen in
der Lage sein, selbst für Sicherheit in einem weitgehend befriedeten
Land zu sorgen.
Das ist pure Illusion. Viel realistischer ist die düstere
Aussicht, dass nach dann 13-jährigen Kämpfen im ganzen Land die
Taliban die Macht zurückerobern. Erschreckende, deprimierende Bilanz.
Offiziell hat das Land seit 2004 eine gültige Verfassung, es ist
Islamische Republik mit einem präsidialen Regierungssystem. Diese
Verfassung sieht die Gleichberechtigung der Angehörigen aller
Religionen und ethnischen Gruppen sowie der Geschlechter vor. Sie
könnte bald Makulatur sein. Altpapier. Mit den Taliban geht es zurück
in ein finsteres Mittelalter.
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Andreas Kathe
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