(ots) - Wo Westerwelle recht hat
Guido Westerwelle hat sich mit der Libyen-Abstimmung bei der UNO
schon wegen seines kruden Stils zum Gespött gemacht. Sollte der
Außenminister mit seiner faktischen Ablehnung eines Militäreinsatzes
auf eine Art Schröder-Irak-Effekt und eine Steigerung seiner
Beliebtheit gehofft haben, so lag er darüber hinaus auch hierin
daneben.
Mit einem anderen Teil seiner Argumentation hatte der Ex-FDP-Chef
aber völlig recht. Hier war er erheblich weiter als die
Öffentlichkeit. Denn Westerwelle wies auch darauf hin, Deutschland
habe nicht allein, sondern zusammen mit Russland und China gestanden.
Die Welt ändere sich, und ein vernünftiges Verhältnis zu diesen
Staaten sei im Zweifel künftig ebenso wichtig wie die Pflege
bestehender Freundschaften im Westen.
Solche Worte klangen ungewohnt. Streng genommen waren sie in
Verbindung mit der konkreten Abstimmung wegweisend. Denn spätestens
die gestrige, europaweite Erleichterung über chinesische
Investitionsabsichten belegt, dass es in der Tat an der Zeit ist, neu
zu denken. Es wäre falsch, weiterhin ebenso behäbig wie hochnäsig
nach Osten zu blicken oder das Verhältnis zu China, Stichwort Ai
Weiwei, auf demonstrative Empörung zu reduzieren.
Stattdessen deuten sich gegenwärtig Züge einer neuen Weltordnung
an. Je enger Wirtschaft und Finanzen dabei verwoben sind, umso höher
die Chance, dass sie dauerhaft partnerschaftlicher Art ist. So
gesehen könnte sich momentan mehr entscheiden als die an sich schon
wichtigen Fragen in der Eurokrise.
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