(ots) - Respektvoll oder kleingeistig
Es verwundert nicht, dass Präses Nikolaus Schneider das Amt des
Papstes theologisch anders versteht als die katholische Kirche
selbst. Nicht mehr und nicht weniger hat der oberste Repräsentant der
deutschen Protestanten in sachlichem Ton gesagt. Das ist so
überraschungsfrei wie die Tatsache, dass Benedikt XVI. während seines
Deutschland-Besuchs Ende kommender Woche sicher nicht evangelisch
werden wird.
Entscheidender ist etwas anderes: Weil dem Papst sehr an der
Ökumene liegt, hat er das ursprüngliche Programm umgeworfen. Beim
Treffen mit Vertretern der evangelischen Kirche an historischer
Stätte im Augustinerkloster in Erfurt bleibt damit zumindest ein
wenig mehr Zeit für die Begegnung. Die Vertreter der Konfessionen
leben vor, was es heißt, trotz aller Glaubensunterschiede respektvoll
miteinander umzugehen.
Kleingeistig verhalten sich dagegen diejenigen Abgeordneten, die
fernbleiben wollen, wenn sich der Papst im Bundestag zu aktuellen
weltpolitischen Fragen äußert. Hier mit der weltanschaulichen
Neutralität zu argumentieren bleibt fragwürdig. Würden die Politiker
auch fernbleiben, wenn der Dalai Lama käme? Oder ein hoher
Würdenträger des Islams oder des Judentums? Die Kritik scheint
geprägt zu sein von antikatholischen Ressentiments. Man möchte diesen
Parlamentariern zurufen: Hört dem Mann doch wenigstens erst einmal
zu, auch wenn ihr nicht seine Meinung teilt.
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