(ots) - Im Niedergang
Verdi braucht den Kurswechsel. Diese Einsicht ist angesichts des
Bundeskongresses in Leipzig dringend notwendig. Die zweitgrößte
Einzelgewerkschaft innerhalb des Deutschen Gewerkschaftsbundes
befindet sich seit ihrer Gründung vor zehn Jahren unübersehbar im
Niedergang. Die einst fast drei Millionen Mitglieder starke
Arbeitnehmervertretung ist in nur einer Dekade um fast ein Drittel
geschrumpft. Diese Zahl muss alarmieren.
Das Problem: Die Organisation kämpft seit ihrem Bestehen
ausschließlich für die Besserstellung der Starken. Für jene, die
einen sicheren Job haben. Verdi streikt für bessere Löhne, gegen ein
späteres Renteneintrittsalter und gegen die allgemeinen Sparkonzepte
im öffentlichen Dienst. Dabei haben die Streikenden unter ihren
Bannern längst die Lebenswirklichkeit aus dem Blick verloren. Der
Arbeitsmarkt hat sich in den vergangenen zehn Jahren stark gewandelt,
insbesondere für Berufsanfänger: Hunderttausende junge Menschen
werden mit Langzeit-Praktika, Niedriglöhnen und ohne Chance auf
Tarifverträge abgespeist. Warum also sollten diese Arbeitnehmer ihren
knappen Lohn für Gewerkschaftsbeiträge opfern? Solange die
Delegierten auf den Kongressen keine Anträge diskutieren, um den
Einsteigern auf den Arbeitsmarkt zu helfen, bleibt Verdi eine
Vertretung der satten Alten, eine Gewerkschaft im Niedergang.
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