Technologiesektor steht vor weiterer Konsolidierung
(firmenpresse) - München, 19. September 2011 – Gegenwärtige Entwicklungen im Technologiesektor und angekündigte Akquisitionen wirbeln den High-Tech Markt durcheinander, wie Googles 12,5 Mrd. Dollar teurer Kauf der Motorola Mobility Holding oder die Ankündigung Hewlett-Packards, seine Hardware-Sparte abzustoßen. Die heute veröffentlichte Technologiestudie von AlixPartners gibt Einblick in die wirtschaftliche Lage des Sektors und erklärt die Ratio hinter den Entscheidungen.
•Der Technologiesektor hat die Rezession vergleichsweise
gut überstanden, doch die Kluft zwischen Gewinnern und
Verlierern vergrößert sich zunehmend.
•Trotz Wachstums drohen 44 Prozent der Unternehmen –
die gemeinsam mehr als die Hälfte des Gesamtumsatzes
im Sektor erwirtschaften – schon in naher Zukunft
finanzielle Schwierigkeiten.
•Restrukturierungsprogramme bleiben essenziell.
Insbesondere Hardware-Hersteller geraten zunehmend
unter Druck, da sich die Wertschöpfung in den
Softwarebereich verlagert und auch die asiatische
Konkurrenz immer stärker wird.
•„The winner takes it all“: Anhaltend hohe M&A-Aktivität
erwartet
•Für Private Equity Firmen, die sich auf kleinere und
angeschlagene Unternehmen spezialisieren,
bieten sich viele attraktive Turnaround- und
Konsolidierungs-Gelegenheiten
Trotz des insgesamt robusten Wachstums des Technologiesektors zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen den Gewinnern und Verlierern der Branche. Der Wettbewerb in reifen Marktsegmenten wird immer härter, gleichzeitig sinkt bei gleichbleibend hohem Verschuldungsgrad die Investitionsbereitschaft. Finanziell sieht die Lage in den Bereichen Software und Telekommunikation mit durchschnittlich 33 bzw. 31 Prozent EBITDA-Marge im Jahr 2010 noch vergleichsweise gut aus. Doch insbesondere europäische Hardware-Hersteller laufen Gefahr, in finanzielle Schwierigkeiten zu geraten.
Gewinner und Verlierer
Vor dem Hintergrund schwerer Verwerfungen an den Finanzmärkten und wirtschaftlicher Unsicherheit überstand der Technologiesektor die vergangene Rezession mit einem nur maß-vollen Umsatzrückgang von 3 Prozent im Jahr 2009. Im folgenden Jahr 2010 verzeichnete der Sektor wieder ein Wachstum von 8 Prozent, der im ersten Quartal dieses Jahres auf 10 Prozent anstieg. Den stärksten Rückgang verzeichnete die Halbleiterbranche mit 15 Prozent im Jahr 2009, sie setzte sich allerdings auch an die Spitze der Erholung im Folgejahr – mit einem Plus von 29 Prozent. Hardware-Hersteller, deren Umsätze im Jahr 2009 nur um 4 Prozent zurückgegangen waren, konnten im Jahr 2010 einen Umsatzanstieg von 11 Prozent verbuchen.
„Insgesamt kam die High-Tech Industrie relativ unbeschadet durch die Krise, und einige Teilbereiche weisen eine ausgesprochen gute Performance auf“, sagt Michael Baur, Managing Director und Deutschland-Chef von AlixPartners. „Dennoch steht die Industrie vor substanziellen Herausforderungen, insbesondere rapide wachsende Ansprüche seitens der Verbraucher, heftigem globalen Wettbewerb, verringerten Gewinnmargen bei hohem Verschuldungsgrad und der Notwendigkeit, in einem schwierigen Kapitalmarktumfeld Investitionsprogramme aufzulegen. Das dürfte die Kluft zwischen den Gewinnern und Verlierern der Branche noch weiter auseinandertreiben. Im Resultat erwarten wir noch einige markante Aktionen insbesondere der stärksten Player, die den Technologiesektor noch mehrmals durcheinander wirbeln könnten.“
Die Gefahren lauern im Liquiditätsmanagement
Hinsichtlich der finanziellen Überlebensfähigkeit sind erhebliche Bedenken gerechtfertigt: Zwar ging der Anteil finanziell gefährdeter Unternehmen im Vergleich zu 2009 um 5 Prozent zurück, gemäß der Analyse von AlixPartners könnten jedoch immer noch 44 Prozent der Unternehmen innerhalb von zwei Jahren zahlungsunfähig werden – sofern keine drastischen Korrekturmaßnahmen ergriffen werden. Kritisch ist diese Situation insbesondere, weil die gefährdeten Unternehmen mit 54 Prozent mehr als die Hälfte des Gesamtumsatzes der Branche erzielen.
Besonders ausgeprägt ist der Anteil an Unternehmen in problematischer Situation im Bereich der Unterhaltungselektronik – er stieg von knapp 47 Prozent im Jahr 2009 auf aktuell 87 Prozent. Die Ursache dafür liegt in den dünnen Gewinnmargen aufgrund der schwunglosen Wirtschaftsentwicklung und im harten weltweiten Wettbewerb. Sogar in der Telekommunikationsindustrie, trotz insgesamt ausgeprägter Wirtschaftsstärke, sind knapp drei Viertel der Unternehmen finanziell gefährdet. Ihnen macht der hohe Verschuldungsgrad zu schaffen, bedingt durch den Ausbau der technologischen Infrastruktur und die getätigten Akquisitionen.
„Der High-Tech Sektor muss die immense Herausforderung bewältigen, fortwährend kapitalintensive Investitionen in Innovation und Produktdifferenzierung zu tätigen und gleichzeitig mit der rasanten Technologieentwicklung Schritt zu halten“, sagt Michael Baur und ergänzt: „Insbesondere das mobile Hochgeschwindigkeitsinternet, dessen Nutzung sich weltweit explosionsartig verbreitet, wird sich als wichtigster Faktor erweisen und auch viele andere Industriesektoren über die nächsten zehn Jahre deutlich beeinflussen.“
Weitere Konsolidierung der Branche erwartet
Die Studie zeigt jedoch auch, dass europäische Unternehmen ihre Investitionsniveaus, gemessen am Umsatz, von 10,2 Prozent im Jahr 2006 auf zuletzt 9,6 Prozent zurückgefahren haben. Diese Tatsache, gepaart mit der anhaltend schwerfälligen Konjunkturentwicklung, lässt die Experten von AlixPartners eine aggressive Konsolidierung der Branche erwarten.
In punkto Wachstumsaussichten zeichnen sich der Studie zufolge deutliche geographische Unterschiede ab, die voraussichtlich schon bald die Strategien und Performance europäischer Unternehmen beeinflussen werden. So erzielten Firmen in Osteuropa bereits im vergangenen Jahr ein um 5 Prozent höheres EBITDA als in Westeuropa; eine Entwicklung, die überwiegend in deren günstigeren Kostenstrukturen begründet ist.
Die Rolle von Private Equity Investoren innerhalb der Konsolidierung des High-Tech Sektors wird von der Studie klar definiert: Ihnen bieten sich attraktive Chancen, denn selbst große und voll entwickelte Unternehmen könnten zu interessanten Übernahmezielen werden, sofern sie weiterhin in der Gunst öffentlicher Anleger fallen und an Börsenwert einbüßen.
„Private Equity Häuser, die sich insbesondere auf kleinere oder angeschlagene Unternehmen spezialisieren, werden zukünftig einer ganzen Menge lohnenswerter Turnaround- und Konsolidierungsfälle begegnen“, sagt Michael Baur, „zudem haben viele Investoren aktuell sehr hohe Cashbestände. Und hier bietet der High-Tech Sektor durchaus einen eher sicheren und profitableren Investitionsraum, während andere Industriebereiche eher mäßigem Wachstum bis Stillstand entgegensehen.“
Ãœber die Studie
Die AlixPartners High-Tech Studie untersuchte 1.195 Unternehmen in den neun großen Sektoren Telekommunikation, Halbleiter, Internet, EMS (Electronics Manufacturing Services), Computer Hardware, Unterhaltungselektronik, Software, Multi-Sector Technology sowie Groß- und Einzelhandel. Zusätzlich wurden ökonomische Daten und Prognosen für die Analyse herangezogen.
AlixPartners steht als global tätiges Beratungsunternehmen für die ergebnisorientierte Unterstützung namhafter Unternehmen in komplexen Restrukturierungs- und Turnaroundsituationen und die Umsetzung anspruchsvoller Ertragssteigerungsprogramme. Branchenexpertise und weitreichende Erfahrung in Geschäftsprozessen in Verbindung mit tiefgreifendem Know-how der finanziellen und operativen Restrukturierung ermöglicht es AlixPartners, auf Herausforderungen in Konzernen, Großunternehmen sowie bei mittelständischen Unternehmen einzugehen. In zahlreichen Fällen haben erfahrene Manager von AlixPartners bei herausfordernden Unternehmenssanierungen interimistisch Führungsfunktionen übernommen. AlixPartners hat 900 Mitarbeiter in weltweit sechzehn Büros und ist seit dem Jahr 2003 mit eigenen Büros in Deutschland vertreten.
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