(ots) - Einsperren reicht nicht
Die Rohheit der Tat erschreckt: Weil er auf Streit aus war, ging
ein betrunkener Berliner Gymnasiast auf sein Opfer los und trat es
fast zu Tode. Wut und Schock über die Bluttat sind allzu
verständlich, sie dürfen die Reaktion des Rechtsstaats darauf aber
nicht bestimmen. Das Berliner Landgericht hat dieser Gefahr
widerstanden. Fast drei Jahre muss der 18-Jährige in Haft. Die
Richter haben damit eine spürbare Strafe verhängt, dem nicht
vorbestraften jungen Mann aber eine Zukunftsperspektive gelassen.
Bedrückend ist auch, dass brutale Gewalt sich längst nicht mehr
nur in Metropolen entlädt; der tödliche Messer-Angriff eines
Jugendlichen in Osnabrück ist dafür ein trauriges Beispiel. Die gute
Nachricht ist aber, dass die Jugend in Deutschland nicht so verroht
ist, wie es die aktuellen Schlagzeilen glauben machen. Die Gewalt
junger Menschen explodiert nicht, sie ist seit Jahren rückläufig. Das
belegen sowohl die Kriminalstatistiken als auch breit angelegte
kriminologische Studien.
Sie weisen auch den Weg, wie sich das nach wie vor beträchtliche
Problem der Jugendgewalt bekämpfen lässt. Der Gesellschaft muss mehr
als "wegsperren" einfallen. Hilfe und Kontrolle der Jugendämter in
sozialen Brennpunkten sind ein zentraler Punkt. Daneben ist ein
Bildungssystem gefragt, das weniger Verlierer produziert, deren Frust
sich mitunter in Gewalt entlädt.
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