(ots) - Opium fürs Reise-Volk
Die Pünktlichkeitsstatistik der Bahn ist überflüssig. Zum einen
definiert die Bahn selbst, wann ihre Züge als verspätet gelten.
Während beispielsweise Stiftung Warentest jede einzelne Ankunft in
einem Bahnhof bewertet, zählt der Konzern die gesamte Reisestrecke
nur ein einziges Mal. Kein Wunder also, dass die Bahn auf wesentlich
bessere Werte kommt als die Verbraucherschützer. Zum anderen stellt
sich die Frage, was diese Statistik überhaupt bringen soll. Wer
vergeblich auf seinen Zug zu dem wichtigen Termin in Hannover wartet,
dem wird es im Zweifel egal sein, ob alle anderen Züge
durchschnittlich zu 85 Prozent pünktlich sind.
Zumal die Bahn keinesfalls ihre Fahrpreise senken wird, sobald
sich die Pünktlichkeitsquote um ein paar Prozent verschlechtert. Das
kann sie schon deshalb nicht, weil der Bundesfinanzminister jährlich
eine satte Dividende vom Konzern erwartet, um Haushaltslöcher zu
stopfen. Allein im vergangenen Jahr waren das 500 Millionen Euro.
Größter Profiteur der Monatsstatistik ist die Bahn selbst. Sie wird
wohl schon im nahen Winter Verspätungen durch vereiste Gleise und
defekte Heizungen damit relativieren, dass sie statistisch immer noch
pünktlicher ist als viele Gesellschaften im Ausland. Die monatlichen
Erhebungen werden damit zum Argument, um notwendige Investitionen in
die Infrastruktur zu verzögern. Die Bahnstatistik ist vor allem eins:
Opium fürs Reise-Volk.
Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion
Telefon: 0541/310 207