(ots) - Als am Dienstagabend in Mainz die SWR-Sendung
"Elstner extra" aufgezeichnet wurde, bezeichnete Karl Kardinal
Lehmann den Umgang der Bundesliga mit ihren Trainern als "ein
kapitalistisches Spiel mit Menschen". Er verwendete das Wort
"Menschenverachtung". Lehmann konnte nicht wissen, was sich einen Tag
später auf Schalke ereignete. Die Entwicklung, die zum "Fall
Rangnick" führte, analysierte der Kardinal aber treffend. Die
Trainer, die wichtigsten Entscheidungsträger im immer schnelllebiger
werdenden Milliardengeschäft Fußball, finden kaum noch
Rückzugsmöglichkeiten. Sie gönnen sich unter dem Erfolgs- und
Konkurrenzdruck zu wenige Auszeiten. In der grellen, von immer mehr
Kameras beobachteten Fußballwelt sind sie selten unbeobachtet und
können sich keine Schwächen erlauben. Sie stehen unter Dauerdruck:
durch Vorstände, Sponsoren, Fans und Medien. Ihre Neider hocken auf
Tribünen, Spielerberater setzen ihnen zu, die Profis suchen ihren
persönlichen Vorteil. Und im Wochentakt, manchmal in noch kürzeren
Abständen, müssen sie liefern. Seit dem Start 1963 frisst die
Bundesliga ihre Trainer. Dem Münchner und Dortmunder Meistermacher
Ottmar Hitzfeld zum Beispiel war am Gesicht abzulesen, wie ihn der
Job verschlang. Er stand kurz vor dem Burn-out. Herzinfarkte,
Gallenkrankheiten, Magendurchbrüche - alles Stressfolgen bei
Dutzenden seiner Kollegen. Viele Trainer flüchteten in den Alkohol.
Jede Geschichte ist eine traurige für sich, eine individuelle. Die
Ursachen jedoch ähneln sich in diesem "kapitalistischen Spiel mit
Menschen".
Pressekontakt:
Rheinische Post
Redaktion
Telefon: (0211) 505-2303