(ots) - Eine Niederlage
Es kann durchaus sein, dass Troy Davis doch einen Polizisten
ermordet hat. Die Hinrichtung des Afro-Amerikaners bleibt dennoch
eine Niederlage für den Rechtsstaat. Denn mögen sich die USA und
deren politische Akteure noch so winden, einem Dilemma entrinnen sie
nicht: Das Töten eines Menschen wird nicht dadurch gerecht, dass der
Staat es verordnet. Denn dieser verliert seine Glaubwürdigkeit, wenn
er einerseits das Auslöschen von Leben unter Strafe stellt,
andererseits genau zu diesem Mittel greift.
So schwer die Einsicht fällt: Rechtsstaat bedeutet die Abkehr von
Emotion, Rache und Lynchjustiz. Allein diese Gewissheit ebnet den Weg
zu einer höheren Stufe der Zivilisation. Hinzu kommt, dass die
meisten Morde im Affekt verübt werden. Die Abschreckungsquote der
Todesstrafe geht also gegen null. In ihrem Festhalten an
Hinrichtungen reihen sich 34 US-Bundesstaaten ein in die Riege von
Ländern wie Sudan, Somalia, Nordkorea und China. Weltweit warten etwa
18 000 Menschen auf ihre Hinrichtung, darunter viele Opfer von
Justizirrtümern und der Willkür von Diktaturen.
Jeder einzelne Fall ist ein Affront gegen die
UN-Menschenrechtserklärung, in der das Recht auf Leben verankert ist.
Ändern wird sich am Umgang mit der Todesstrafe vermutlich nur wenig,
vor allem, wenn sie wie in den USA von der Mehrheit der Bürger
befürwortet wird. Wer verprellt schon gerne Wähler?
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